Katholische Kirche:Hadern und Zweifeln

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Irme Stetter-Karp ist Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Sie begründete den Verein Donum Vitae mit. Nun begleitet sie den Reformprozess "Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland. (Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)

Der Synodale Weg ringt zwei Wochen nach Veröffentlichung des Münchners Missbrauchsgutachtens um Reformen. Warum es für Rom schwieriger wird, weiter über konkrete Vorschläge der Bischöfe und Laien hinwegzusehen.

Von Annette Zoch, München

"Der Synodale Weg hat geliefert" - so drückte es am Samstag Irme Stetter-Karp aus, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Drei Tage lang haben katholische Bischöfe und Laien in Frankfurt miteinander diskutiert und um Reformvorschläge gerungen. Zwei schwere Wochen lagen nach der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens hinter vielen Synodalen, das war aus zahlreichen Redebeiträgen herauszuhören. Wochen des Haderns und des Zweifelns.

Zum ersten Mal hat der Synodale Weg bei dieser dritten Versammlung auch konkrete Handlungsvorschläge verabschiedet: Große Zustimmung erhielt der Vorschlag, das Kirchenvolk künftig an der Wahl des Diözesanbischofs zu beteiligen. Bei der Endabstimmung in zweiter Lesung wurde stets auch das Abstimmungsverhalten der Bischöfe transparent gemacht - diese haben eine Sperrminorität. Wenn mindestens ein Drittel der Bischöfe und Weihbischöfe einen Vorschlag ablehnt, ist dieser gescheitert.

Grundsatzpapier zur Gleichberechtigung der Geschlechter

79 Prozent von ihnen stimmten dafür, dass auf Bistumsebene ein beratendes Laiengremium eingerichtet wird, das gemeinsam mit dem Domkapitel eine Liste geeigneter Bischofskandidaten erstellt und nach Rom schickt. Ob und wie sich das konkret in Bayern auswirkt, ist allerdings ungewiss: In anderen Regionen Deutschlands hat das - nur aus Klerikern bestehende - Domkapitel bereits jetzt ein stärkeres Mitspracherecht bei der Bischofswahl. Gemäß dem bayerischen Konkordat von 1924 hat der Papst im Freistaat bei der Bischofsbestellung allerdings weitgehend freie Hand.

Große Zustimmung erlangte auch ein Grundsatzpapier zur Gleichberechtigung der Geschlechter in der Kirche, es wird erst bei der vierten Versammlung final beschlossen. Insgesamt soll es fünf Synodalversammlungen geben. 93 Prozent aller Synodalen votierten außerdem für eine Änderung des Dienstrechts auf nationaler Ebene - die Bischöfe können jetzt bereits in Eigenregie verfügen, dass Homosexualität kein Ausschlusskriterium mehr für ein kirchliches Angestelltenverhältnis ist. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke empfahl sogar, darüber nachzudenken, ob die Kirche nicht generell auf ihre arbeitsrechtlichen Sonderregelungen, den sogenannten Dritten Weg, verzichten solle. Im Koalitionsvertrag der Ampel steht ebenfalls, dass geprüft werden soll, wie das kirchliche dem weltlichen Arbeitsrecht angeglichen werden kann.

Unbehagen über die Grußworte des Papst-Botschafters in Deutschland

Durch die Zustimmung von mehr als zwei Dritteln der Bischöfe sind einige Vorschläge nun kirchenpolitisch und dogmatisch als deutlich verbindlicher einzuordnen. Es wird für Rom schwieriger sein, einfach so darüber hinwegzugehen. Nach wie vor liegt bei der großen Mehrheit der Reformvorhaben das letzte Wort allerdings in Rom, beim Papst.

Mit Unbehagen verfolgten die Synodalen deshalb auch die Grußworte des Papst-Botschafters in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic. Er fand am Samstag in Frankfurt kein einziges Wort der Ermutigung, mahnte stattdessen: Entscheidend ist, was der Heilige Vater sagt.

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