"Kaninchen"-Papier:Mobbing-Fall: Neue Vorwürfe gegen Peter Tauber

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Der Generalsekretär der CDU, Peter Tauber, steht wegen Mobbingvorwürfen in der Kritik. (Foto: dpa)
  • Taubers ehemalige Kreisgeschäftsführerin wirft dem CDU-Generalsekretär vor, sie persönlich gemobbt zu haben.
  • Tauber hat eingeräumt, seit zehn Jahren von einem umstrittenen Mobbing-Papier gewusst zu haben. Er bestreitet aber, es verfasst zu haben.
  • Jetzt hat Tauber eingestanden, dass es ein Fehler war, nichts gegen das Papier unternommen zu haben.

Von Robert Roßmann, Berlin

Im CDU-Mobbing-Fall gibt es neue Vorwürfe gegen Generalsekretär Peter Tauber. Die ehemalige Geschäftsführerin der CDU in Taubers Heimat-Landkreis, die mit widerrechtlichen "Pflegehinweisen für das Kaninchen" aus dem Amt befördert werden sollte, wirft dem Generalsekretär jetzt vor, auch persönlich gemobbt zu haben. Dabei wartet sie mit einer ganzen Liste an Behauptungen auf. Die Geschäftsführerin, Anne Höhne-Weigl, war von 1999 bis 2014 im Amt, Tauber von 2011 bis 2014 ihr Kreisvorsitzender.

Höhne-Weigl beklagt im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung unter anderem, dass von einem Mitarbeiter Taubers "dienstliche und private Telefongespräche von mir mitgehört wurden" und der Inhalt anschließend an Tauber "berichtet wurde" - oder dass von den Mitarbeitern der Kreistagsfraktion für Tauber ein Papier erstellt wurde, in dem festgehalten worden sei, "ob ich lächle, wie ich telefoniere (in welchem Ton), ob ich die Rollos der Fenster auch schließe".

Wie in den meisten derartigen Fällen lässt sich schwer klären, wer recht hat. Tauber und andere waren damals mit der Arbeitsleistung der Geschäftsführerin unzufrieden und klagten über mangelnde Loyalität. Inzwischen sagt der CDU-Generalsekretär: "Ich werde mich zu ehemaligen Mitarbeitern nicht negativ äußern."

Höhne-Weigl erhebt aber noch einen zweiten Vorwurf. "Obwohl Tauber seit der Erstellung des Mobbing-Papiers im Jahr 2006 davon wusste, hat er sich mir gegenüber nie davon distanziert", klagt sie. "Bei seiner Wahl zum Kreisverbandschef 2011 hätte er reinen Tisch machen können", stattdessen habe er geschwiegen und "das Programm in seiner Zeit als Vorsitzender selbst umgesetzt und mich gemobbt".

Tauber räumt ein, schon 2006 von dem Papier gewusst zu haben

Zur Erinnerung: Der Fall spielt in Taubers Heimat-Kreisverband Main-Kinzig. Dort hatte vor zehn Jahren eine Gruppe von Männern aus der Jungen Union (JU) die Regie übernommen. 2006 wurde Taubers damaliger politischer Freund Tom Zeller Kreisverbandschef, 2011 übernahm Tauber selbst das Amt. Zeller war stellvertretender JU-Bundesvorsitzender, Tauber hessischer Landesvorsitzender. Teil der Truppe war auch der damalige JU-Landesgeschäftsführer Sebastian Zimmer.

In diesem Kreis hat das Kaninchen-Programm seinen Ursprung, das Tauber jetzt zu schaffen macht. Auf neun Seiten wird in den "Hinweisen" aufgelistet, wie man die ungeliebte CDU-Kreisgeschäftsführerin aus dem Amt mobben könnte. Es wird unter anderem empfohlen, der Frau für den Fall, dass sie nicht freiwillig einen Aufhebungsvertrag unterschreibt, mit der Kündigung ihrer Tochter zu drohen, die auch bei der CDU arbeitete. Das Mobbing war jedoch nicht erfolgreich, auch weil die Geschäftsführerin das Papier in die Hand bekam.

Tom Zeller hat seine Verantwortung dafür inzwischen eingestanden und gesagt, dass Tauber "an den Überlegungen beteiligt war". Auch Zimmer hat bei einer Nachfrage der SZ im Dezember 2015 nicht geleugnet, an dem Papier beteiligt gewesen zu sein. Tauber bestreitet dagegen, an dem Papier mitgeschrieben zu haben. Auf die Frage, ob er im Jahr 2006 Kenntnis von dem Papier hatte, räumte er jedoch ein: "Ja, wie viele andere vor Ort auch."

Und genau das ist es, was Höhne-Weigl heute aufregt: "Tauber räumt selbst ein, schon 2006 von dem Papier gewusst zu haben, er hätte darüber nicht zehn Jahre schweigen dürfen." Am Mittwoch erklärte Tauber zumindest, dass es "aus heutiger Sicht" ein Fehler gewesen sei, damals nichts gegen das Papier unternommen zu haben.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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