Huthi-Rebellen:Der Mann, der den Frachtverkehr im Suezkanal lahmlegt

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Ein überlebensgroßes Bild des Huthi-Anführers Abdul-Malik al-Huthi wird hier in Sanaa bei einer Solidaritätskundgebung für die Palästinenser präsentiert. (Foto: Mohammed Huwais/AFP)

Abdul-Malik al-Huthi regiert mit seinen "Helfern Gottes" einen Teil Jemens, dank Unterstützung aus Iran. Mit den Attacken seiner Truppen auf Schiffe im Roten Meer rückt ein möglicher Frieden in weite Ferne.

Von Bernd Dörries

Alle kennen Abdul-Malik al-Huthi, aber fast alle kennen ihn nur aus dem Fernsehen. Der Führer der Huthi-Rebellen in Jemen ist kein großer Freund öffentlicher Auftritte, zu groß ist die Gefahr, von feindlichen Raketen getroffen zu werden, denn an Feinden mangelt es nicht. Gerade haben seine Rebellen die Frachtschiffe im Roten Meer derart unter Beschuss genommen, dass der Suezkanal etwa fünfzig Prozent weniger Durchfahrten verzeichnet, und der Welthandel etwas ins Stocken gerät. Die Huthi nehmen es mit allen gleichzeitig auf, so wirkt es: mit den USA, Israel, Großbritannien, Saudi-Arabien und den Emiraten. Seit vielen Jahren befindet sich das Land im Bürgerkrieg, seit Jahren kommen und gehen die Vermittler, persönlich zu Gesicht bekommen haben sie al-Huthi, 44, offenbar nie, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Emissäre werden in geheime Häuser gebracht, dort in geheime Zimmer geführt, wo dann ein Bildschirm steht, auf dem al-Huthi erscheint.

Seine Truppen sind letztlich eine Art religiöses Familienunternehmen, die al-Huthi wollen ihre Abstammung bis auf den Propheten Mohammed zurückführen können, der Stamm der Huthi gehört zu den Zaiditen, einem Zweig der Schiiten, die in Jemen gegen ihre Unterdrückung kämpfen. Der Bruder von Abdul-Malik al-Huthi gründete die Rebellengruppe in den Neunzigerjahren, um den Präsidenten Ali Abdullah Saleh aus dem Amt zu jagen; sie warfen ihm Korruption und Komplizenschaft mit den USA und Saudi-Arabien vor. Ansar Allah heißt die Truppe offiziell, Helfer Gottes. Nach dem Tod des Gründers Hussein al-Huthi übernahm sein Bruder Abdul-Malik die Führung, aus einem Haufen Rebellen aus den Bergen wurde eine Art Armee mit Zehntausenden Kämpfern, die schließlich 2014 die Regierung stürzte, bis heute Teile Jemens kontrolliert und viele Jahre dem fast pausenlosen Bombardement einer von Saudis geführten Koalition widerstand, die sogar Tausende Söldner aus dem Sudan einfliegen ließ.

Die Huthi gehören zu der von Teheran erdachten "Achse des Widerstands"

Die Huthi werden von Iran unterstützt, mit Waffen und Militärberatern, sie gehören zur von Teheran erdachten "Achse des Widerstands", genauso wie die Hisbollah in Libanon und die Hamas im Gazastreifen, dazu Gruppen in Syrien und Irak. Die Huthi sind aber die eigenständigste aller Gruppen, sie sind von den Mullahs in Teheran wohl nur schwer zu kontrollieren.

In weiten Teilen der arabischen Welt werden sie von den Regierungen verdammt oder ignoriert, aber von der Jugend bewundert, weil sie nicht nur reden, sondern den Kampf mit den ganz Großen aufnehmen. Seit dem 19. Oktober feuern die Huthi Raketen auf Schiffe im Roten Meer und auch auf Israel, nicht immer sind sie sonderlich treffsicher, auch Ägypten wurde bereits beschossen. Kritik gab es von Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi bisher aber öffentlich nicht, obwohl dem Land bald Milliarden Dollar aus den Abgaben des Suezkanals fehlen dürften. Al-Sisi weiß, die Huthi sind zu populär, um sie zu kritisieren. Es ist ein gewisser Kontrast zur Lage in Jemen, wo Abdul-Malik al-Huthi zwar immer behauptete, gegen Ungerechtigkeit und Korruption zu kämpfen, selbst dann aber ein autoritäres und korruptes Regime aufbaute in jenem Teil Jemens, den er kontrolliert. Menschenrechtler werfen ihm zahlreiche Gewalttaten vor, die von ihm aufgestellte Verwaltung schafft es nicht, die Menschen mit Wasser und Strom zu versorgen. Die Raketen gegen Israel halten Kritiker vor allem für eine Ablenkung vom eigenen Versagen.

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Noch im Dezember schien ein Friedensplan für Jemen greifbar nahe zu sein, mit den ständigen Angriffen auf Schiffe im Roten Meer ist er weniger wahrscheinlich geworden, Teile der international anerkannten Regierung in Aden fordern, den Kampf gegen die Huthi wieder verstärkt aufzunehmen. Die wiederum schießen nach jedem Beschuss durch die USA und Großbritannien wieder zurück. Immer weiter zu kämpfen scheint das Einzige zu sein, was Abdul-Malik al-Huthi einfällt, er kennt und kann nichts anderes.

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