Italien:Renzi bewirbt sich erneut um den Vorsitz seiner Partei

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Der Italiener Matteo Renzi hat gute Chancen, erneut Vorsitzender seiner Partei zu werden. (Foto: AFP)
  • Italiens Ex-Premier Renzi möchte sich zum Vorsitzenden seiner Partei wiederwählen lassen.
  • Die Chancen auf einen Sieg stehen nicht schlecht.
  • Gewinnt Renzi, ist ihm der Posten als Spitzenkandidat der Partito Democratico sicher.

Von Oliver Meiler, Rom

Zurück auf Feld eins, mit Ungeduld. Matteo Renzi bewirbt sich an diesem Wochenende in einer Urwahl des sozialdemokratischen Partito Democratico erneut um den Parteivorsitz, von dem er erst kürzlich zurückgetreten war, um bei der nächsten Parlamentswahl mit frischer Legitimation als Spitzenkandidat antreten zu können. Die Chancen stehen gut: Italiens ehemaliger Premier dürfte mit mehr als 60 Prozent gewinnen. Gespannt ist man auch auf die Zahl der Wahlteilnehmer.

Renzi tritt gegen zwei Rivalen mit etwas prononcierterem linken Profil an: Andrea Orlando, Justizminister seit 2014, ein eher reservierter Norditaliener, gehört dem postkommunistischen Parteiflügel an; Michele Emiliano, der chancenlose Gouverneur Apuliens, machte mit Themen Kampagne, die auch der Protestpartei Cinque Stelle lieb sind. Orlando könnte knapp 30 Prozent schaffen, Emiliano wohl höchstens zehn Prozent.

Beim einzigen TV-Duell, das sich die drei diese Woche lieferten, schaute alles wieder nur auf Matteo Renzi: Wie gibt er sich? Ist er etwas bescheidener geworden nach seiner Niederlage beim Verfassungsreferendum? Und: Hat er eine neue Geschichte parat für das Land? Man merkt Renzi an, dass er lieber nicht so viel von seiner Zeit an der Regierung reden möchte. Selbstlob käme nicht gut an. Viele Italiener halten Renzi zwar für einen talentierten Politiker, doch die Zahl derer, die ihn als Schönredner erlebten, ist höher.

Renzi möchte am liebsten sofort mit dem Wahlkampf beginnen

Die neue Geschichte hebt sich Renzi wahrscheinlich für die Kampagne vor der nächsten Parlamentswahl auf. Für seinen Geschmack könnte die sofort beginnen. Oft schon hat er auf frühzeitige Neuwahlen gepocht. Doch mittlerweile sieht es so aus, als würden die Italiener erst nach dem regulären Ende der laufenden Legislaturperiode wählen, im Frühjahr 2018. Davor muss das Parlament neue Wahlgesetze für die Bestellung der beiden Kammern erarbeiten und auch verabschieden.

Man streitet sich in Italien über die Frage, ob Renzi der "italienische Macron" sei. Dieser Vergleich ist schon deshalb unsinnig, weil Renzi ja schon mal an der Macht war. Zu Europa hat Renzi einen griffigen Slogan gefunden, der sich auf Italienisch sogar reimt: "Europa sì, ma non così", "Ja zu Europa, aber nicht zu diesem."

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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