Italien:Gepanzerte Festtage

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Wer den Weihnachtsmarkt in Bozen besuchen möchte und aus dem Ausland kommt, sollte beachten: Bis Ende Januar gelten strengere Einreiseregeln nach Italien. (Foto: Francesca Volpi/Getty Images)

Italien möchte im Kampf gegen die Omikron-Variante Zeit gewinnen und verschärft die Einreisemaßnahmen bis Ende Januar deutlich - auch für EU-Bürger.

Von Oliver Meiler, Rom

Italien schirmt sich von der Welt ab. "L'Italia si blinda", schreiben gleich mehrere Zeitungen in ihren Überschriften und meinen damit die neuen Einreisemaßnahmen, die bis 31. Januar gelten. Das Land panzere sich, so ließe sich das übersetzen. Ganz so dramatisch ist es natürlich nicht. Neu ist, dass Ungeimpfte, die in den kommenden Wochen nach Italien reisen wollen, für fünf Tage in Quarantäne müssen. Und zwar alle, auch Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union. Zudem müssen jetzt auch Geimpfte und Genesene bei der Einreise einen negativen Test vorweisen.

Aus Brüssel heißt es, man verstehe nicht, warum Italien einen eigenen Kurs fahre, wo man sich doch in der Europäischen Union auf die 3-G-Regelung geeinigt habe. Doch ganz alleine ist Italien damit nicht: Auch Portugal entscheidet sich für mehr Kontrollen an den Grenzen.

Ziel der italienischen Regierung scheint es zu sein, die Ausbreitung von Omikron, der neuen Variante des Coronavirus, im eigenen Land eine Weile lang zu bremsen. Im Moment macht Omikron in Italien offenbar erst knapp 1 Prozent der Neuinfektionen aus. Und obschon man weiß, dass auch bessere Kontrollen nicht ausreichen werden, es zu stoppen, so will man wenigstens etwas Zeit gewinnen, um auch rund um Weihnachten, Neujahr und den Dreikönigstag möglichst viele Menschen zu impfen.

Beim derzeitigen Rhythmus kommen jede Woche drei Millionen Impfungen hinzu, bisher vor allem dank der Booster. An diesem Mittwoch begann Italien nun auch mit der Impfung der Fünf- bis Elfjährigen. In einigen Regionen lief die Kampagne erfolgreich an, in den Großstädten Mailand und Rom wurden schon in den ersten Tagen Zehntausende Termine für Kinder gebucht. Im Süden Italiens dagegen waren es zunächst deutlich weniger.

Der Ausnahmezustand wurde erneut verlängert, diesmal bis Ende März

Außerdem greift nun auch die Ausweitung der Impfpflicht für zwei weitere Berufskategorien. Nach den Ärzten und Pflegern in Krankenhäusern und Altersheimen, die ihr schon seit Beginn der Impfphase unterliegen, müssen sich nun auch Sicherheitsleute aller Polizeikorps und der Armee sowie Lehrer und Schulpersonal drei Mal impfen lassen. Andernfalls werden sie vom Dienst suspendiert und verlieren ihren Lohn.

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Von den vier Millionen Lehrerinnen, Ärzten, Pflegern und Polizistinnen sind weniger als vier Prozent nicht geimpft, etwa 150 000 Personen. Noch stellt ihr Fehlen kein Problem dar für die verschiedenen Dienste. Doch auch in Italien steigt die Belegung der Krankenhausbetten durch Patienten mit Covid-19, wenn auch auf niedrigerem Niveau als in den meisten Nachbarländern. In den Intensivstationen sind knapp zehn Prozent der Plätze von zumeist ungeimpften Patienten besetzt, in den anderen Abteilungen beträgt ihre Quote an der Gesamtbelegung weniger als 13 Prozent.

Auch die Zahl der Neuinfektionen wuchs in Italien in der jüngsten Vergangenheit etwas langsamer und weniger sprunghaft als anderswo. Doch auch hier stecken sich wieder täglich rund 20 000 Menschen mit dem Virus an. Besonders betroffen sind die Regionen im Norden und im Nordosten des Landes, wo schon die erste Welle der Epidemie besonders dramatisch war.

Zuletzt starben in Italien binnen 24 Stunden 120 Menschen an Covid-19, so viele wie zuletzt im Frühjahr. Die Sorge vor einem neuen Aufflammen der Pandemie ist trotz recht hoher Impfquote groß. Italiens Regierung hat deshalb den Ausnahmezustand, der seit Ende Januar 2020 herrscht, erneut verlängert, um möglichst schnell eingreifen zu können - bis 31. März. Auch diesmal heißt es, das sei das letzte Mal.

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