Bei einem israelischen Militäreinsatz in Nablus im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mindestens zehn Palästinenser getötet worden. Zudem wurden 102 Menschen verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah am Mittwoch mitteilte. Sechs davon seien in kritischem Zustand. Unter den Toten seien zwei Kommandeure der Gruppe Islamischer Dschihad, ein weiterer Kämpfer sowie mindestens drei Zivilisten, verlautete aus Palästinenser-Kreisen. Zu den Todesopfern gehören demnach auch ein 72 Jahre alter Mann und ein Jugendlicher.
Das israelische Militär teilte mit, bei der versuchten Festnahme von drei Terrorverdächtigen seien die Einsatzkräfte unter heftigen Beschuss geraten. Daraufhin habe das Militär mit Schüssen geantwortet. Alle drei Verdächtigen sind demnach erschossen worden. Sie sollen nach Militärangaben Anschläge geplant und teilweise ausgeführt haben. In dem Gebäude, in dem sie sich verschanzt hatten, seien Munition und Waffen beschlagnahmt worden. Zwei der Verdächtigen gehörten demnach der bewaffneten Gruppierung "Höhle der Löwen" an, ein weiterer der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Nablus gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser.
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Ein Sprecher von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas verurteilte die Razzia in Nablus. "Wir fordern ein Ende der anhaltenden Angriffe auf unser Volk", sagte Nabil Abu Rudeineh. Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas sagte nach der Razzia: "Die Geduld des palästinensischen Widerstands in Gaza geht zu Ende". Auch der militante Islamische Dschihad kündigte in Gaza "eine Antwort auf die brutale Aggression" an. Beide Palästinenserorganisationen sind auch im Westjordanland aktiv.
Die Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten ist seit langem extrem angespannt. Seit Beginn des Jahres wurden neun Israelis und eine Ukrainerin bei Anschlägen von Palästinensern getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 58 Palästinenser ums Leben - sie wurden etwa bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder nach eigenen Anschlägen erschossen. Es gibt zudem immer wieder Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten oder Soldaten.
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600 000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.