Israel:Schießerei in türkischer Botschaft

Chaos und Drama in der türkischen Botschaft in Tel Aviv: Ein Palästinenser verbarrikadiert sich und versucht angeblich, Geiseln zu nehmen. Dabei wird er angeschossen. Es ist nicht das erste Mal, dass er eine Botschaft stürmt.

Peter Münch, Tel Aviv

Eine Schießerei in der türkischen Botschaft in Tel Aviv hat am Dienstagabend die israelischen Sicherheitskräfte in Atem gehalten. Nach Angaben der Polizei hatte sich ein Palästinenser in dem prominent an der Uferpromenade gelegenen Gebäude verschanzt, um Asyl in der Türkei zu erzwingen. Bei einem Schusswechsel wurde er am Bein verletzt.

Israelische Polizisten vor der türkischen Botschaft in Tel Aviv. (Foto: AP)

Zunächst hatte es geheißen, der Mann habe Geiseln genommen und gedroht, das Haus niederzubrennen. Auch von mindestens einem Toten war die Rede gewesen.

Der Vorfall erregte auch deshalb großes Aufsehen, weil die Beziehungen zwischen den beiden Ländern seit dem blutigen Zugriff der israelischen Marine auf ein türkisches Hilfsschiff für den Gaza-Streifen enorm gespannt sind. Die Regierung in Ankara hatte deshalb Ende Mai ihren Botschafter aus Tel Aviv abgezogen, in der Folge war es häufiger zu wütenden anti-türkischen Protesten vor dem Botschaftsgebäude gekommen.

Wie belastet die Beziehungen sind, zeigte sich auch bei diesem Vorfall, da die türkischen Vertreter sich beharrlich weigerten, israelische Polizisten oder auch nur Sanitäter in das Gebäude zu lassen.

Bei dem Palästinenser soll es sich israelischen Medienberichten zufolge um einen ehemaligen Kollaborateur handeln, der sich sowohl von den israelischen als auch von den palästinensischen Sicherheitskräften verfolgt fühlt. Der 32-jährige Mann aus Ramallah habe vor vier Jahren schon einmal mit einer ähnlichen Aktion in der britischen Botschaft auf sich aufmerksam gemacht.

© SZ vom 18.8.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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