Israel:Raketenangriffe als Reaktion auf Ausschreitungen auf dem Tempelberg

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Rauch steigt über einem Gebäude in Gaza Stadt auf, nachdem dort israelische Raketen eingeschlagen sind. (Foto: MOHAMMED ABED/AFP)

Nach Zusammenstößen zwischen israelischer Polizei und palästinensischen Gläubigen auf dem Tempelberg feuern radikale Palästinenser Raketen aus dem Gazastreifen ab. Israel reagiert mit Gegenangriffen.

Nach Ausschreitungen auf dem Tempelberg spitzt sich die Lage im Nahen Osten weiter zu. In der Nacht zum Mittwoch sind israelische Sicherheitskräfte mit Dutzenden Palästinensern zusammengestoßen. Nach Angaben der Polizei wurden rund 350 Menschen festgenommen. Sie hätten sich in der Al-Aksa-Moschee verbarrikadiert sowie Feuerwerkskörper gezündet und Steine geworfen, hieß es am Morgen von einer Sprecherin. Zwei Polizisten seien verletzt worden. Berichten zufolge setzte die Polizei Tränengas und Blendgranaten ein, um die Moschee zu räumen.

Auf palästinensischer Seite wurden Medienberichten zufolge sieben Menschen durch Gummigeschosse und Schläge verletzt. Israelische Streitkräfte hätten die Sanitäter daran gehindert, die Moschee zu erreichen - das teilte der palästinensische Rote Halbmond mit.

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Ein Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas verurteilte das Vorgehen der Polizei. Laut der Nachrichtenagentur Wafa warnte er davor, "die roten Linien an den heiligen Stätten zu überschreiten". Dies könne zu einer "großen Explosion" führen. Israel spiele mit dem Feuer. Nach Polizeiangaben blieb es am Morgen zunächst ruhig auf dem Gelände.

Die israelische Polizei erklärte, sie sei gezwungen gewesen, das Gelände zu betreten, nachdem "maskierte Aufwiegler" sich mit Feuerwerkskörpern, Stöcken und Steinen in der Moschee eingeschlossen hatten. "Eine große Gruppe von Aufrührern feuerte Feuerwerkskörper aus dem Inneren der Moschee ab." Videos in den sozialen Medien zeigen, wie Feuerwerkskörper gezündet werden und die Polizei auf Menschen in der Moschee einprügelt. Diese Aufnahmen konnten jedoch nicht sofort unabhängig überprüft werden.

Beide Seiten reagieren mit Raketenangriffen

Als Reaktion feuerten in der Nacht radikale Palästinenser aus dem Gazastreifen zehn Raketen auf israelisches Gebiet ab. Nach Militärangaben wurden fünf davon abgefangen, vier landeten auf offenem Gelände und eine nahe einer Fabrik in der israelischen Stadt Sderot. In den frühen Morgenstunden griff Israel daraufhin mehrere Ziele in dem Küstenstreifen an. Darunter waren ein Militärgelände sowie ein Militärposten. Aus Sicherheitskreisen im Gazastreifen hieß es, die Einrichtungen gehörten zum bewaffneten Flügel der dort herrschenden Hamas. Sie seien bei dem Angriff schwer beschädigt worden. Verletzt wurde niemand.

Ein Sprecher der Hamas teilte daraufhin mit: "Die Bombardierung wird uns nicht einschüchtern, sondern unser Festhalten an der Ausübung unseres Rechts auf Unterstützung der gesegneten Al-Aksa-Moschee verstärken". Gaza werde weiter die Menschen in Jerusalem und dem Westjordanland "mit allen Mitteln" unterstützen. Ein Sprecher des israelischen Militärs teilte mit, die Armee sei "in allen Bereichen in höchster Alarmbereitschaft". Auf einen Angriff aus Gaza werde entschieden reagiert. "Wir sind nicht an einer Eskalation interessiert, aber wir sind auf jedes Szenario vorbereitet."

Die Spannungen auf dem Tempelberg in Jerusalem, der für Muslime und Juden eine heilige Stätte ist, haben sich in den vergangenen Jahren verschärft. Die Lage ist in diesem Jahr zum Teil auch deswegen angespannter, weil der muslimische Fastenmonat Ramadan mit dem jüdischen Pessachfest und dem christlichen Osterfest zusammenfällt und dadurch mehr Menschen aller Religionsgruppen das Gelände aufsuchen.

© SZ/rtr/dpa/tpa/hij - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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