Islamistischer Terrorismus:Rizin-Bombenbauer zu zehn Jahren Haft verurteilt

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Juni 2018: Ein Polizeifahrzeug steht vor dem Wohnhaus Osloerstrasse in Köln. (Foto: dpa)
  • Erstmals ist in Deutschland ein Terrorist für den Bau einer Bombe mit einem biologischen Kampfstoff verurteilt worden.
  • Der Tunesier Sief Allah H. hatte - mutmaßlich gemeinsam mit seiner Frau - einen Anschlag mit dem tödlichen Gift Rizin geplant.
  • Das Düsseldorfer Oberlandesgericht verurteilt den Islamisten zu zehn Jahre Haft.

Für den Bau einer Bombe mit dem biologischen Kampfstoff Rizin ist ein 31-jähriger Islamist zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht sprach den Tunesier Sief Allah H. der Herstellung einer biologischen Waffe und der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat schuldig. Die Bundesanwaltschaft hatte zuvor ebenfalls zehn Jahre Haft gefordert, die Verteidiger eine Strafe von maximal acht Jahren.

"Zum ersten Mal standen Angeklagte in Deutschland vor Gericht, die einen Anschlag mit einem biologischen Kampfstoff vorbereitet haben", so die Vertreterin der Bundesanwaltschaft. Der Täter habe dies im dicht besiedelten Köln-Chorweiler und in der Nähe seiner eigenen Kinder getan. Allah H. soll gemeinsam mit seiner deutschen Eheefrau an der Bombe gearbeitet haben. Das Verfahren gegen sie war abgetrennt worden. Die Angeklagte hatte am Donnerstag eine 140 Seiten starke Aussage angekündigt. Das Gericht warf ihren Verteidigern Prozessverschleppung vor.

Allah H., der in Tunesien ohne Schulabschluss als Briefträger gearbeitet hatte, bevor er 2016 nach Deutschland kam, soll einen Treueeid auf den damaligen IS-Anführer geleistet und sich von IS-Hintermännern beim Bau der Bombe angeleitet haben lassen. Zuvor habe er vergeblich versucht, nach Syrien zu kommen, um sich am Dschihad zu beteiligen.

Zusammen mit seiner Frau habe er Tausende Rizinus-Samen gekauft und daraus das hochgiftige Rizin gewonnen. Das Gift soll er zunächst an einem Hamster ausprobiert und Testsprengungen auf einer Grünfläche unternommen haben. Außerdem hätten die beiden Eheleute 250 Stahlkugeln beschafft und Sprengstoff hergestellt. Diverse Zünder seien im Bau gewesen, als die Polizei am 13. Juni 2018 nach einem Hinweis eines ausländischen Geheimdienstes zuschlug. Die Anschlagsvorbereitungen seien weit fortgeschritten gewesen. Die Streubombe hätte eine möglichst große Zahl Menschen in einem geschlossenen Raum töten sollen.

Der Tunesier hatte den Bombenbau zugegeben, aber bestritten, einen Anschlag in Deutschland geplant zu haben. Er habe sich lediglich Fertigkeiten für seine geplante Zeit beim IS aneignen wollen. Inzwischen lehne er alle terroristischen Gruppen ab, sagte der 31-Jährige, bemerkte aber zugleich: "Der Dschihad ist nicht barbarisch, er ist im Islam eine Pflicht."

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