War es der Trojaner Stuxnet oder ist es eine normale Verzögerung? Das erste iranische Atomkraftwerk bei Buschehr wird erst Monate später als geplant ans Netz gehen. Das gab der Atomchef des Landes Ali-Akbar Salehi bekannt.
Seit Tagen spekulieren Medien und Sicherheitsexperten, ob das Kraftwerk Buschehr kürzlich Ziel einer Cyber-Attacke durch den Computerschädling Stuxnet war. Der Reaktor sollte im November ans Netz gehen. Dies werde nun zwei bis drei Monate später als geplant erfolgen, da die Brennelemente erst im November vollständig beladen würden, sagte Salehi.
Gründe für die Verzögerung nannte Salehi keine. Zuvor hatte er allerdings nochmals bekräftigt, dass die Zentralsteuerung des Atomkraftwerks im Süden des Landes nicht von Stuxnet infiziert worden sei. "Wir hatten uns im Voraus auf die Viren vorbereitet und dementsprechend das Zentralsystem erfolgreich geschützt", sagte Salehi. Es seien nur einige private Computer der Angestellten von dem Wurm infiziert, wiederholte er. Aber auch dort seien die notwendigen Säuberungsarbeiten erfolgt.
Mit der Bekanntgabe der Verzögerung widerspricht der Atomchef seinen Aussagen vom Wochenbeginn, als er erklärt hatte, Buschehr werde im November planmäßig ans Netz gehen. Der Reaktor werde dann im März seine Maximalleistung von 1000 Megawatt erreichen.
"Ein neuer Propaganda-Trick des Westens"
Am Wochenende hatten iranische Regierungssprecher eingestanden, dass der Iran Opfer einer Cyber-Attacke geworden war. 30.000 Computer der iranischen Industrieanlagen seien von dem Computerschädling Stuxnet infiziert worden. Kurz darauf ruderte Teheran aber zurück und griff die westlichen Staaten an: "Jetzt kommt der Westen mit einer neuen Geschichte und einem neuen Propaganda-Trick, den kein Mensch hier ernst nimmt", sagte ein Außenamtssprecher.
Die iranische IT-Organisation hatte jedoch eindringlich vor dem Trojaner gewarnt und alle Behörden aufgefordert, das Problem ernst zu nehmen. Buschehr war vor Jahrzehnten von der deutschen Firma Siemens begonnen und später mit russischer Hilfe fertiggestellt worden. Stuxnet wurde von Fachleuten in Deutschland entdeckt. Der Trojaner greift insbesondere Leittechnik-Produkte der Firma Siemens an.
Der Sicherheitsexperte Ralph Langner sagte, der Schädling sei ganz gezielt als Sabotage-Software für Anlagen wie jene in Buschehr entworfen worden. Und es sei wohl auch kein Zufall, dass sich dort in jüngster Zeit die technischen Probleme häuften.
Wer hinter der mutmaßlichen Cyber-Attacke stehen könnte, bleibt unklar. Iran liegt zwar wegen seines Atomprogramms im Dauerstreit mit den USA und Israel, doch es gibt keinerlei Hinweise auf die Beteiligung beider Regierungen.