Irak:Proteste im Süden eskalieren

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Aus sozialer Not gehen seit Wochen in der Provinz Basra Tausende auf die Straße. Ungewöhnlich ist, dass sich die Demonstrationen in der schiitischen Provinz auch gegen Iran richten.

Von Dunja Ramadan, München

Bei gewaltsamen Protesten in der südirakischen Großstadt Basra ist das iranische Konsulat in Brand gesetzt worden. Hunderte Demonstranten stürmten das Gebäude am Freitagabend und legten Feuer. Als später ein Mann die irakische Flagge auf dem Gelände hisste, jubelten mehrere Tausend Menschen, die sich vor dem Konsulat versammelt hatten. Die iranischen Diplomaten und Mitarbeiter konnten das Gebäude rechtzeitig verlassen, wie ein Sprecher des Konsulats erklärte. Computer und Dokumente seien aber zerstört worden. Schon in den Tagen zuvor waren in Basra Gebäude in Brand gesteckt worden. In der Nacht auf Freitag hatten teils bewaffnete Gruppen Niederlassungen der Provinzregierung und Parteibüros angegriffen und in Brand gesteckt, darunter die der schiitischen Extremistenmiliz Asa'ib Ahl al-Haqq oder der Badr-Organisation, die als Irans wichtigstes politisch-militärisches Instrument im Irak gilt, ähnlich der Hisbollah in Libanon. Seit Wochen gehen Tausende Menschen in der Zwei-Millionen-Stadt auf die Straße. Die Bevölkerung klagt über verschmutztes Trinkwasser, Stromknappheit, Arbeitslosigkeit und Korruption. Viele Demonstranten kritisieren zudem den Einfluss Irans im Land - eine ungewöhnliche Forderung, da Basra vorwiegend von Schiiten bewohnt wird, als deren Schutzmacht sich Iran begreift. In Chören riefen die Demonstranten "Freies Basra, Iran raus", oder: "Auch wenn wir zu zehnt oder zu hundert sterben, wir werden unser Anliegen nicht aufgeben." Elf Demonstranten kamen seit diesem Montag ums Leben.

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