Internationales Rotes Kreuz:Erste Frau an der Spitze seit 160 Jahren

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Die Schweizerin Mirjana Spoljaric Egger soll künftig das Internationale Rote Kreuz leiten. (Foto: AFP)

Das in Genf ansässige Internationale Komitee vom Roten Kreuz wird 2022 zum ersten Mal seit seiner Gründung von einer Frau geführt: der Schweizerin Mirjana Spoljaric Egger.

Von Isabel Pfaff, Bern

Schon knapp 160 Jahre lang gibt es das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), nun wird zum ersten Mal in der Geschichte der Genfer Hilfsorganisation eine Frau an der Spitze stehen: Mirjana Spoljaric Egger, Schweizer Diplomatin und derzeit noch beigeordnete Generalsekretärin und stellvertretende Administratorin beim UN-Entwicklungsprogramm UNDP. Wie das IKRK am Donnerstag mitteilte, wählte die Versammlung, das wichtigste Organ der Organisation, die 50-Jährige zur neuen Präsidentin. Sie wird damit im kommenden Oktober auf Peter Maurer folgen, ebenfalls Schweizer und seit neun Jahren IKRK-Präsident.

Die im heutigen Kroatien geborene und in der Schweiz aufgewachsene Spoljaric Egger ist studierte Philosophin, Ökonomin und Völkerrechtlerin. Sie begann ihre Karriere im Jahr 2000 im Schweizer Außenministerium. Nach diplomatischen Posten in Bern, Kairo, New York und Amman übernahm sie 2015 die Leitung der UN-Abteilung im Außenministerium in Bern. 2018 folgte der Wechsel zum UNDP nach New York, der Spoljaric Egger zu einer der ranghöchsten Schweizerinnen und Schweizer bei der Uno machte.

Nothilfe für Menschen, die von Kriegen und Gewalt betroffen sind

Es sei eine große Ehre, lässt sich die Diplomatin vom IKRK zitieren, zur Präsidentin einer Organisation gewählt worden zu sein, die sie schon lange bewundere. "Ich werde mich bemühen, die Bedürfnisse der Schwächsten hervorzuheben und der unglaublichen Arbeit der IKRK-Teams in Konfliktsituationen weltweit gerecht zu werden." Noch-Präsident Maurer lobte die internationale und diplomatische Erfahrung seiner Nachfolgerin. Sie werde eine "starke und leidenschaftliche Fürsprecherin für von Konflikten und Gewalt betroffene Menschen" sein.

Mirjana Spoljaric Egger übernimmt ein international hochangesehenes Amt. Das 1863 in Genf gegründete Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat maßgeblich dazu beigetragen, dass es heute international anerkannte Regeln für den Umgang mit Kriegsversehrten, Kriegsgefangenen und Zivilisten gibt. Neben der stetigen Weiterentwicklung des humanitären Völkerrechts leistet die Organisation seit ihren Anfängen auch Nothilfe für Menschen, die von Kriegen und Gewalt betroffen sind. Das IKRK mit seinen rund 20 000 Mitarbeitenden versteht sich dabei zusammen mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften sowie den 190 nationalen Gesellschaften als globale humanitäre Bewegung.

Die Strahlkraft dieser unabhängigen und neutralen Organisation ist übrigens so groß, dass der Schweizer Staat es selten versäumt, auf das Gründungsland des IKRK hinzuweisen. Geht es um die angebliche "humanitäre Tradition" der Schweiz, muss die Genfer Organisation oft als Beleg herhalten - obwohl das Land insbesondere während des Zweiten Weltkriegs eher mit einer restriktiven Flüchtlingspolitik auffiel.

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