Inhaftierte Deutsche im Iran:Verwirrspiel um Treffen mit Angehörigen

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Die iranischen Behörden erlauben ein Treffen der beiden inhaftierten deutschen Journalisten mit Familienangehörigen - nun heißt es, die Verwandten seien zu der Reise nicht bereit.

Das langersehnte Treffen von Familienangehörigen mit zwei seit elf Wochen im Iran inhaftierten Deutschen lässt weiter auf sich warten. "Bislang ist es zu keinem Zusammentreffen der Angehörigen mit den beiden inhaftierten Deutschen gekommen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montagabend in Berlin.

Ein Fernsehbild des staatlichen iranischen Fernsehsenders Press TV zeigt den Pass von einem der beiden deutschen Reporter, die im Iran inhaftiert wurden. Nun können sie auf ein Treffen mit ihren Familien hoffen. (Foto: dpa)

Die iranische Nachrichtenagentur Mehr hatte zuvor gemeldet, ein solches Treffen sei bereits zustande gekommen. Die amtliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete hingegen unter Berufung auf die iranische Botschaft in Berlin, dass die Erlaubnis für das Treffen erteilt worden ist, aber die Verwandten nicht bereit seien, dafür nach Täbris zu reisen.

Die beiden Reporter waren am 10. Oktober in der Provinzhauptstadt Täbris im Nordwesten des Landes bei dem Versuch verhaftet worden, den Sohn und den Anwalt von Sakineh Mohammadi-Aschtiani zu interviewen, die wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt worden ist. Sie sollen gegen Visa-Regelungen verstoßen haben.

Außenminister Guido Westerwelle habe mehrfach mit seinem iranischen Kollegen gesprochen, sagte der AA-Sprecher weiter. Daraufhin sei es zu einem Treffen der Angehörigen mit dem iranischen Außenminister gekommen, bei dem dieser eine rasche Begegnung mit den Inhaftierten in Täbris zugesagt habe. Die beiden Familienangehörigen befänden sich derzeit auf dem Weg dorthin.

Zuvor hatte das Auswärtige Amt den iranischen Botschafter einbestellt. Die Bundesregierung habe dabei ihren Unmut darüber deutlich gemacht, dass trotz mehrmaliger Zusicherungen Teherans ein solches Treffen über das Weihnachtswochenende nicht zustande gekommen sei, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin.

Laut IRNA dementierte die diplomatische Vertretung in Berlin, dass der iranische Botschafter vom Auswärtigen Amt einbestellt wurde. Es habe sich lediglich um ein Treffen gehandelt, das im Voraus geplant gewesen sei und "daher von Einbestellung keine Rede sein kann".

Nach Angaben der Bild am Sonntag ( BamS) waren eine Schwester eines BamS-Reporters sowie die Mutter des inhaftierten Fotografen Heiligabend nach Teheran gereist. Westerwelle hatte den Iran in der BamS aufgefordert, ein Treffen "noch während der Weihnachtstage" zu ermöglichen. Laut Mehr fand das Treffen dagegen in Täbris statt, nachdem Außenminister Ali Akbar Salehi die Justizbehörden zu einem entsprechenden Schritt aus humanitären Gründen bewogen habe.

Bereits für den ersten Weihnachtstag war den AA-Angaben zufolge von iranischer Seite eine Begegnung angekündigt, dann aber telefonisch abgesagt worden. Grund sei gewesen, dass die Reporter noch nicht von Täbris nach Teheran verlegt worden waren.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), forderte die EU auf, sich der beiden Deutschen anzunehmen. "Es ist ganz wichtig, dass der Iran signalisiert bekommt, dass sich die gesamte Europäische Union dieses Falles annimmt", sagte er der Mitteldeutschen Zeitung.

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