Bundeswehr in der Türkei:SPD fordert schnelle Entscheidung zu Incirlik

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Bleibt die Bundeswehr am Luftwaffenstützpunkt im türkischen Incirlik? Hier ein Archivfoto aus 2016. (Foto: dpa)
  • Soll die Bundeswehr vom türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik abgezogen werden? Die Bundesregierung will darüber innerhalb der kommenden zweieinhalb Wochen entscheiden.
  • SPD-Politiker Annen fordert eine schnellere Entscheidung. Man dürfe nicht zulassen, "dass die türkische Regierung noch länger ihre Spielchen treibt", sagte er der SZ.
  • Die Opposition im Bundestag hat längst die Geduld mit der deutschen Türkei-Politik verloren.

Von Constanze von Bullion, Berlin

Die Bundesregierung will in den nächsten zweieinhalb Wochen entscheiden, ob die Bundeswehr vom türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik abgezogen wird. "Wir sind weiter mit der türkischen Seite im Gespräch und arbeiten an einer Entscheidung bis Mitte Juni", hieß es am Sonntag im Auswärtigen Amt. Aus der SPD kam zudem die Forderung, bereits kommende Woche ein Ende der Stationierung in der Türkei zu beschließen.

"Frau Merkel ist mit leeren Händen vom Nato-Gipfel zurückgekommen", sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Niels Annen, der Süddeutschen Zeitung. "Wir können nicht zulassen, dass die türkische Regierung noch länger ihre Spielchen treibt." Entweder das Kabinett beschließe nächste Woche den Abzug aus Incirlik oder, "wenn das nicht der Fall ist, muss der Bundestag eine Entscheidung treffen".

Die Türkei hat Bundestagsabgeordneten wiederholt die Reise zum Luftwaffenstützpunkt Incirlik verweigert, zuletzt vergangene Woche. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte daraufhin den Abzug der dort stationierten rund 250 Soldaten und der deutschen Tornados an, falls die Türkei nicht einlenke. Die Bundeswehr sei eine Parlamentsarmee, Kontrolle durch Abgeordnete unverzichtbar. Allerdings sollte der Nato-Gipfel in Brüssel abgewartet werden.

Nato-Gipfel
:Merkel droht mit Abzug der Bundeswehr aus Incirlik

Die Bundeskanzlerin verschärft den Ton gegenüber der Türkei: Falls die türkische Regierung im Streit um das Besuchsverbot für Abgeordnete nicht einlenke, sagt sie, "müssen wir Incirlik verlassen".

Zur Verständigung zwischen Merkel und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan über Incirlik kam es dort aber nicht. Die Bundesregierung steht nun unter wachsendem Druck, auf Erdoğans Besuchsverbote glaubwürdig zu reagieren.

Am Freitagabend unterrichteten Vertreter des Auswärtigen Amtes und des Verteidigungsministeriums kurzfristig Obleute des Bundestags, man werde nicht mehr ewig zuwarten. Bis Mitte Juni solle eine Entscheidung fallen, hieß es am Sonntag im Auswärtigen Amt, das einen Bericht von Spiegel Online bestätigte. Von einem Ultimatum an Ankara war in der Bundesregierung allerdings nicht die Rede. Man bemühe sich weiter um Annäherung.

Bartsch: Regierung lässt sich von Erdoğan auf der Nase rumtanzen

Die Opposition im Bundestag hat längst die Geduld mit der deutschen Türkei-Politik verloren. "Die Bundesregierung lässt sich seit Monaten von Erdoğan auf der Nase rumtanzen", sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch der SZ. Längst seien klare Konsequenzen nötig, etwa der Stopp von Waffenlieferungen und Milliardenhilfen sowie der Abzug der Bundeswehr.

Grünen-Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger nannte es eine "Unverschämtheit", dass die Bundesregierung Besuchserleichterungen am türkischen Nato-Stützpunkt Konya nun als Verhandlungserfolg verkaufe. Ankara könne gar nicht verhindern, dass die Bundeswehr hier stationiert sei; die Bundesregierung mache sich "lächerlich".

Auch die Union erwartet Konsequenzen. "14 Tage darf die diplomatische Mühle jetzt noch arbeiten", sagte der außenpolitische Sprecher Jürgen Hardt der Deutschen Presse-Agentur. Wenn dann keine "eindeutigen Signale aus Ankara kämen, muss die Bundesregierung die Tornados verlegen".

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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