"In aller Ruhe" mit Carolin Emcke:"Enttarnte Illusion" - Hengameh Yaghoobifarah über Migration und Identität

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Hengameh Yaghoobifarah sagt: "Wenn ich immer weiblich angesprochen werde, dann spiegelt das nicht wider, wer ich bin." (Foto: Tobias Brust/Bearbeitung: SZ)

Wer ist unsichtbar in unserer Gesellschaft? Und wie schreibt man über die Unsichtbaren? Darüber spricht Hengameh Yaghoobifarah in der dritten Folge von "In aller Ruhe".

Podcast von Carolin Emcke

Erst vor wenigen Wochen, am 19. Februar, hat sich der rassistische Anschlag von Hanau zum dritten Mal gejährt. Neun Menschen starben an diesem Tag, weil sie als Migrantinnen und Migranten nicht in das Weltbild des rassistischen Attentäters passten. Dabei leben in Deutschland Menschen mit unterschiedlichsten Herkünften schon längst zusammen. Spätestens seit den ersten Anwerbeabkommen, die der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer in den 1950er und 60er Jahren mit Italien, Griechenland und der Türkei geschlossen hat. Doch die Gewalt gegen die migrantische Community ging nie weg. Immer noch sehen Teile der deutschen Gesellschaft sie als fremd und anders an.

In der dritten Folge von "In aller Ruhe" spricht Carolin Emcke mit Hengameh Yaghoobifarah. Yaghoobifarah ist als Kind mit Migrationshintergrund in Deutschland geboren und aufgewachsen. Wie sehr prägt die Angst vor rassistischer Gewalt die Kindheit: "Es wurde von vornherein vermittelt, dass der eigene Status und auch das Wahrnehmen der eigenen Rechte prekär ist." Und: "Es gab Migrantinnen, die wurden ermordet und es gab welche, die haben sich selbst umgebracht, weil das Leben hier nicht lebenswert und hoffnungslos erschien."

"Natürlich schreibt man gegen eine gewisse Norm an"

Hengameh Yaghoobifarah, 1991 in Kiel geboren, hat Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik in Freiburg und Linköping studiert. Seit 2014 ist Yaghoobifarah Redaktionsmitglied beim Missy Magazine. Von 2016 an erschien Yaghoobifarahs Kolumne "Habibitus" sechs Jahre lang in der taz. Gemeinsam mit Fatma Aydemir hat Yaghoobifarah 2019 den Essayband "Eure Heimat ist unser Albtraum" herausgegeben. 2021 erschien der Debütroman "Ministerium der Träume". Yaghoobifarah beschäftigt sich in ihren Texten mit Körperpolitiken, Rassismus und Queerfeminismus.

"Natürlich schreibt man gegen eine gewisse Norm an", sagt Yaghoobifarah. "Was zum Beispiel antirassistisches Schreiben und queeres Schreiben gemeinsam haben, ist die deutsche Sprache, die für einiges kein Platz findet, nicht zu reformieren, sondern zu demolieren." Yaghoobifarah ist non-binär und sagt: "Wenn ich immer weiblich angesprochen werde, dann spiegelt das nicht wider, wer ich bin."

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"Bound" ist 1996 in die Kinos gekommen und der Debütfilm der Wachowski-Geschwister, die später mit "Matrix" das Kino revolutioniert haben. "Bound" erzählt die Geschichte von zwei Frauen, die sich ineinander verlieben. Und gemeinsam einen Mafioso um zwei Millionen Dollar bringen wollen. Yaghoobifarahs Urteil: "Ich fand den richtig, richtig nice."

Redaktion, Moderation: Carolin Emcke

Sounddesign, Produktion: Justin Patchett

Text zur Folge: Johannes Korsche.

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