Bouffier und Schäfer-Gümbel im TV-Duell:"Hessen ist anders"

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Wollen beide hessischer Ministerpräsident werden: Volker Bouffier (CDU) und Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD). (Foto: AFP)
  • Spitzenkandidaten Bouffier und Schäfer-Gümbel geben sich im TV-Duell gesittet.
  • Beim Thema kostenfreie Bildung wirft der CDU-Landeschef allerdings der SPD vor, teure Versprechungen zu machen.
  • Für CDU und SPD geht es in Hessen um weit mehr als eine Landtagswahl - eine weitere Niederlage könnte die große Koalition zu Fall bringen.

Von Susanne Höll, Frankfurt

Wer glaubt, die beiden Konkurrenten im Kampf um die politische Macht in Hessen hätten wenig gemein, irrt gewaltig. Natürlich gibt es Unterschiede in Habitus und Stil. So erscheint der SPD-Spitzenkandidat für die anstehende hessische Landtagswahl, Thorsten Schäfer-Gümbel, am Mittwoch mit offenem Hemdkragen zum TV-Duell mit Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Der trägt, wie es sich für einen Regierungschef geziemt, selbstverständlich eine Krawatte. Das wirkt vielleicht nicht so dynamisch, dafür seriöser.

Aber gleich zum Auftakt des einstündigen Streitgesprächs beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt wird klar, dass die zwei Herren aus Gießen ähnliche Probleme haben - die unschöne Situation der großen Koalition in Berlin und das vergleichsweise schlechte öffentliche Ansehen ihrer beiden Bundesparteien mitsamt der bayerischen CSU. Mit Fragen der beiden Moderatorinnen nach dieser unkomfortablen Lage geben sich beide deshalb gar nicht lange ab. Das würde nämlich nur die jeweilige heimische Wählerklientel schrecken. "Hessen ist anders", lenkt der Ministerpräsident sofort den Blick zurück. Schäfer-Gümbel tut es ihm gleich. Ja, das Ergebnis der bayerischen SPD sei eine Katastrophe gewesen. Aber nun gehe es um Hessen. Und hier herrsche nach fünf Jahren schwarz-grüner Regierungsarbeit politischer Stillstand. Das ist, gemessen an den früheren wilden, rauflustigen Zeiten der hessischen Politik allenfalls ein kritischer Nadelstich, gehört zum Standardrepertoire von Oppositionspolitikern aller Couleur.

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Bouffier ist um Konzilianz bemüht. Ausdrücklich dankt er seinem Herausforderer für die politische Unterstützung bei der Aufnahme und Eingliederung der Flüchtlinge, die seit 2015 nach Hessen kommen. Die Gesellschaft müsse zusammengehalten werden, da sind sich beide ebenfalls einig. In den ersten zehn Minuten des Disputs könnte man den Eindruck gewinnen, da bereiteten sich zwei auf eine Zusammenarbeit vor. Das tun sie nicht. Bouffier möchte im Amt bleiben und weiter mit den Grünen regieren; die Chancen dafür stehen freilich nicht gut. Schäfer-Gümbel wiederum würde allzu gern im dritten Anlauf Ministerpräsident werden, wäre aber notfalls bereit, mit seiner Landes-SPD als Juniorpartner in eine große Koalition zu ziehen.

Dankenswerterweise wird das Duell dann etwas lebhafter. Beim Thema kostenfreie Bildung wirft der CDU-Landeschef der SPD vor, teure und unhaltbare Versprechungen zu machen. Schäfer-Gümbel revanchiert sich mit der Bemerkung, die Christdemokraten hätten die allseits plagende Wohnungsknappheit schlichtweg verschlafen. Er zeigt sich im Lauf des Gesprächs deutlich angriffslustiger, kann sich auch ein paar Spitzen nicht verkneifen. Als Bouffier von den 426 hessischen Städten und Gemeinden spricht, denen die Landesregierung finanziell geholfen hat, korrigiert der Sozialdemokrat mit betonter Stimme: "Bei den 423 Gemeinden." Stimmt. In Südhessen hatten sich zum 1. Januar vier Kommunen zur Stadt Oberzent zusammengeschlossen. Das hatte Bouffier in diesem Moment schlichtweg vergessen.

Das knappe Fazit des TV-Duells lautet: Kein Geschrei, kein großer Knall, eine vergleichsweise zivilisierte Auseinandersetzung, bei der jeder die Rollenerwartungen erfüllt. Der Ministerpräsident Bouffier verweist auf die Erfolge seiner Regierung, der Herausforderer Schäfer-Gümbel erklärt, wie er es besser machen würde. Und nein, einen Fingerzeig auf den Ausgang der Landtagswahl am 28. Oktober gab es nicht. Dass der die Bundespolitik mitsamt der Groko erschüttern könnte, wissen die hessischen Protagonisten nur zu gut. Und beide hoffen, dass die jeweiligen Verantwortlichen in Berlin und München bis dahin ihre Pflicht tun und neue Verwerfungen vermeiden.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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