Im März wurde der Kreis Heinsberg schlagartig europaweit bekannt: Nirgends in Deutschland gab es mehr Corona-Infektionen, zahlreiche Menschen hatten sich auf einem Karnevalsfest im Örtchen Gangelt nahe der niederländischen Grenze angesteckt. Kurz darauf trat ein Mann auf die Bildfläche, der zum Krisenmanager der Region wurde: Landrat Stephan Pusch.
"Pusch for President" hieß es schnell im Netz. Pusch drehte täglich Videos, um die Menschen über den Corona-Ausbruch zu informieren. "Mitgefühl ist unser einziges Medikament", mahnte der CDU-Mann, er propagierte den Slogan "hsbestrong" und verteidigte die etwa 250 000 Heinsbergerinnen und Heinsberger gegen Anfeindungen aus dem ganzen Land. Pusch kritisierte auch schon mal lautstark Parteikollegen in Düsseldorf und Berlin und fragte bei Chinas Präsidenten persönlich nach Atemschutzmasken; die dann auch schnell geliefert wurden.
Jetzt erntete Pusch die Früchte seiner Arbeit: Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen wurde der 51-Jährige mit 79,9 Prozent für fünf weitere Jahre im Amt bestätigt. Das ist das beste Ergebnis in allen 31 NRW-Kreisen und 22 kreisfreien Städten - und damit liegt Pusch vor dem SPD-Mann Bernd Tischler, der mit 73,1 Prozent zum Oberbürgermeister von Bottrop wiedergewählt wurde und vor Michael Stickeln, der mit 72,9 Prozent neuer CDU-Landrat von Höxter wurde.
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Im Ort Gangelt kam Pusch sogar auf 88,69 Prozent - so sieht es aus, wenn Menschen finden, da habe sie einer bisher gut durch die Pandemie gebracht. Am Wahlabend nimmt der Jurist ein Video für Facebook auf, bedankt sich für die hohe Zustimmung. Am Morgen danach sagt er am Telefon: "Das ist schon ein Wahnsinnsergebnis - vor allem bei drei ernst zu nehmenden Gegenkandidaten." Dass es gut ausgehen würde, habe er geahnt, doch wie gut, das habe ihn überrascht. "Ich hatte in den letzten Tagen einige Wahlkampftermine, auf denen Leute auf mich zukamen und sagten: Herr Pusch, die CDU ist eigentlich gar nicht meine Partei, aber Sie habe ich trotzdem gewählt. Der Brief ist schon abgeschickt." Parteizugehörigkeit ist gerade bei Kommunalwahlen eben nicht alles.
Mit 35 Jahren wurde Pusch 2004 der jüngste Landrat in NRW, nun beginnt seine vierte Amtszeit. Kürzlich hatte der fünffache Vater den ersten Familienurlaub in diesem Jahr: "Da merkt man schon, wie viele Körner das gekostet hat." Und zu tun gibt es weiter viel für ihn: etwa die Verwaltung digitalisieren. "Ausruhen ist nicht. Nach der Wahl ist vor der Wahl", sagt Pusch und klingt vergnügt. Was den neuen und alten Landrat am meisten freut: "Dass nix los ist in den Krankenhäusern im Kreis." 30 bis 40 Corona-Infektionen gibt es derzeit noch in Heinsberg, keine einzige mit schwerem Verlauf.