Hamburger Rathaus:Kallas und Kanzler Scholz beim Matthiae-Mahl

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Bundeskanzler Olaf Scholz gibt im Bundeskanzleramt eine Pressekonferenz. (Foto: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild)

Das Matthiae-Mahl in Hamburg gilt als das älteste noch stattfindende Festmahl der Welt. Traditionell werden dazu wichtige Ehrengäste geladen. Auch in diesem Jahr kommt hoher Besuch.

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Hamburg (dpa/lno) - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die estnische Premierministerin Kaja Kallas, die seit Anfang der Woche auf einer russischen Fahndungsliste steht, sind in diesem Jahr die Ehrengäste beim traditionellen Matthiae-Mahl im Hamburger Rathaus. Sie sollen am Dienstagabend im großen Festsaal vor rund 400 Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sowie dem gesamten Konsularischen Korps sprechen, wie der Senat der Hansestadt am Donnerstag mitteilte. Das Matthiae-Mahl ist seit 1356 historisch belegt und gilt damit als das älteste noch begangene Festmahl der Welt. Traditionell sprechen dabei neben dem Ersten Bürgermeister ein ausländischer und ein deutscher Ehrengast.

Kallas regiert Estland seit 2021. Sie setze sich auch angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine entschlossen für die europäischen Werte ein, begründete der Senat die Einladung. Mit ihrem Besuch sollen auch die Beziehungen Hamburgs zu Estland vertieft werden. Hamburg hat aufgrund seines Hafens seit Jahrhunderten Schifffahrts- und Außenhandelsverbindungen zum Baltikum. Als weitgehend digitalisiertes Land sei Estland ein guter Partner in der Entwicklung und Umsetzung digitaler Infrastrukturen und Cybersicherheit.

Russland hat Kallas und andere hochrangige Politiker aus den baltischen Staaten Anfang der Woche auf eine Fahndungsliste gesetzt. Die russischen Behörden werfen ihnen vor, in ihren eigenen Ländern sowjetische Kriegsdenkmäler abgerissen zu haben. So hatte Estland im Sommer 2022, wenige Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, ein sowjetisches Kriegsdenkmal - die Nachbildung eines Panzers T-34 mit rotem Stern - in Narva an der Grenze zu Russland abgerissen. Dagegen gab es vereinzelte Proteste in der Stadt. Kallas sagte damals: „Wir werden Russland nicht die Möglichkeit geben, die Vergangenheit zu benutzen, um den Frieden in Estland zu stören.“

Das Matthiae-Mahl war bereits vor 30 Jahren Schauplatz russisch-estnischer Auseinandersetzungen und führte zum bislang einzigen Skandal in der langen Geschichte des Gastmahls. So warnte der damalige estnische Staatspräsident Lennart Meri in seiner Rede im Jahr 1994 davor, dass die Russen wieder die Vorherrschaft im Osten übernehmen wollten. Das empörte den als Gast geladenen damaligen Vizebürgermeister der Hamburger Partnerstadt St. Petersburg derart, dass er die Serviette auf die Festtafel warf und wutentbrannt aus dem Saal marschierte. Sein Name: Wladimir Putin.

Premierministerin Kallas und Kanzler Scholz sind beim Umgang mit der Ukraine auf einer Linie. Erst Ende Januar hatten sich Scholz, Kallas sowie die Ministerpräsidentin und -präsidenten der EU-Länder Dänemark, Niederlande und Tschechien, Mette Frederiksen, Mark Rutte und Petr Fiala, in einem gemeinsamen Meinungsbeitrag für langfristige militärische Unterstützung für die Ukraine stark gemacht. Der fortdauernde Kampfwille der Ukraine sei eine Inspiration für alle, die Freiheit und Gerechtigkeit schätzten, schrieben die fünf Regierungschefs in der „Financial Times“.

Es ist bereits das zweite Matthiae-Mahl, bei dem der Ukraine-Krieg großen Raum einnimmt. Im vergangenen Jahr waren der Nato-Oberbefehlshaber in Europa, General Christopher Cavoli, und die Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Helga Maria Schmid, als Ehrengäste im Rathaus.

© dpa-infocom, dpa:240215-99-998087/3

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