Hamburg:Ehemaliger SPD-Bundesminister Hans Apel ist tot

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Der SPD-Politiker Hans Apel ist im Alter von 79 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben. Apel war in den siebziger und achtziger Jahren zunächst Bundesfinanzminister und dann Verteidigungsminister in der sozialliberalen Koalition unter Bundeskanzler Helmut Schmidt. Er galt als einer der profiliertesten Köpfe des konservativen SPD-Flügels.

Der frühere SPD-Spitzenpolitiker Hans Apel ist tot. Er verstarb am Dienstag im Alter von 79 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg, wie Verteidigungsminister Thomas de Maizière im Bundestag in Berlin sagte. Apels Ehefrau Ingrid sagte Spiegel Online, ihr Mann sei nach rund zweijähriger Krankheit in einer Hamburger Klinik im Kreis seiner Familie gestorben. "Es war ein friedlicher Moment, er ist einfach eingeschlafen", sagte sie.

Der frühere SPD-Bundesminister Hans Apel ist in Hamburg im Alter von 79 Jahren gestorben. (Foto: dapd)

Apel galt als einer der profiliertesten Köpfe des konservativen SPD-Flügels. Von 1972 bis 1974 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt. In der sozialliberalen Koalition unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) bekleidete er von 1974 bis 1978 das Amt des Bundesfinanzministers. Anschließend war er bis 1982 Bundesverteidigungsminister.

1985 trat Apel als Berliner SPD-Spitzenkandidat an, unterlag aber gegen den CDU-Politiker Eberhard Diepgen. Er vertrat Hamburg lange Zeit als Bundestagsabgeordneter und war zeitweise stellvertretender SPD-Fraktionschef. 1990 schied er nach 25 Jahren aus dem Bundestag aus.

Nach dem Ende seiner Karriere im politischen Tagesgeschäft wirkte Apel unter anderem als Autor. Eine freimütige Bilanz seiner politischen Arbeit in Bonn zog er mit seinem Tagebuch "Der Abstieg". Viel Lob erhielt sein Buch "Staat ohne Maß. Finanzpolitik in der Sackgasse" aus dem Jahr 1997 - die Süddeutsche Zeitung nannte das Buch in einer Rezension "geradezu ein finanzpolitisches Nachschlagewerk" -, in dem er nicht nur mit der Finanzpolitik der Regierung von CDU-Kanzler Helmut Kohl hart ins Gericht ging, sondern auch die eigene Partei kritisierte.

Auch ohne politisches Amt blieb Apel ein engagierter Beobachter des politischen Geschehens in Bonn, das er oft kritisch kommentierte. Auch dabei kam auch die eigene Partei nicht ungeschoren davon. Den früheren SPD-Vorsitzenden und späteren Linken-Chef Oskar Lafontaine, den er als "begnadeten Demagogen'" und "politischen und moralischen Luftikus" bezeichnete, machte er im Frühjahr 1996 persönlich für die Krise der SPD verantwortlich. An die Adresse der eigenen Partei richtete sich auch sein inzwischen zum geflügelten Wort gewordender Ausspruch: "Im Reich der Illusionen und Ideologien kann man keine Politik betreiben."

Das Bundesverteidigungsministerium plant Spiegel Online zufolge eine Trauerfeier für den ehemaligen Chef des Ressorts.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa/AFP/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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