Haiti nach dem Beben:Die Rettung der alten Dame

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"Ich bin okay, sozusagen": Eine Woche nach dem Jahrhunderterdbeben in Haiti haben Rettungskräfte eine 69 Jahre alte Frau lebend aus der zerstörten Kathedrale von Port-au-Prince geborgen.

Eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti ist eine ältere Dame aus den Trümmern einer zerstörten Kathedrale in der Hauptstadt Port-au-Prince gerettet worden. Anna Zizi wurde von mexikanischen Helfern aus den Überresten der römisch-katholischen Kathedrale befreit.

"Niemand hatte geglaubt, dass sie noch lebt": Die 69-jährige Anna Zizi wurde aus den Trümmern der Kathedrale von Port-au-Prince geborgen. (Foto: Fotos: dpa/AP)

Nach Aussage der Ärzte war die Frau dehydriert, hat einen ausgerenkten Oberschenkel und ein gebrochenes Bein. Doch das schien die alte Dame nicht weiter zu stören: "Ich bin okay, sozusagen", rief sie, als sie von mexikanischen Rettungskräften auf einer Trage weggebracht wurde. Dann stimmte die tiefgläubige Katholikin Lobgesänge an.

"Es war erstaunlich, das zu beobachten. Niemand hatte geglaubt, dass sie noch lebt", sagte Sarah Wilson von der britischen Hilfsorganisation Christian Aid. "Alle haben geklatscht und gejubelt."

Zizi, die nach Angaben ihres Sohnes Maxime Janvier 69 oder 70 Jahre alt ist, war zwar über und über mit Staub bedeckt, aber ansonsten anscheinend unverletzt. Retter gaben ihr Wasser und danach wurde sie in ein Krankenhaus gefahren. "Ich habe niemals aufgegeben. Wir haben dafür gebetet, dass das passiert", sagte Janvier, der in den USA lebt, dem US-Fernsehsender CNN, nachdem er erfahren hatte, dass seine Mutter lebt.

Auch die Leiche des Erzbischofs Joseph Serge Miot wurde gefunden. Der Geistliche saß in einem Stuhl, offenbar war er in seinem Arbeitszimmer von dem Beben überrascht worden.

Im Video: Eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben haben Rettungskräfte eine Frau aus den Trümmern bei der Kathedrale von Port-au-Prince gezogen. Weitere Videos finden Sie hier

Zizis Rettung war nicht das einzige Wunder dieses Tages: Eine junge Frau wurde aus den Trümmern eines Supermarktes gerettet. Die 25-Jährige sei bei Bewusstsein und es gehe ihr den Umständen entsprechend gut, sagte ein Rettungshelfer.

Bis Dienstag hatten 52 Rettungsteams mit 1820 Helfern und 175 Hunden nach UN-Angaben insgesamt etwa 90 Menschen lebend gerettet. Katastrophal nannten Helfer auch die Situation in der Umgebung von Haitis Hauptstadt. So sind in dem etwa 50.000 Einwohner zählenden Ort Léogâne, rund 30 Kilometer westlich von Port-au-Prince, rund 90 Prozent der Gebäude zerstört.

In der verwüsteten Hauptstadt Port-au-Prince und Umgebung herrschten am Dienstag weiter furchtbare Zustände. Viele Menschen haben seit Tagen weder Nahrung noch Trinkwasser. Sogar Schwerverletzte warten noch immer auf erste medizinische Hilfe.

Am Dienstag wurde die Situation der Zehntausenden Obdachlosen auf den Straßen von Port-au-Prince durch Regen zusätzlich erschwert. Die befahrbaren Straßen in der Hauptstadt waren oft hoffnungslos verstopft mit Fahrzeugen und Flüchtlingen, die eine der wenigen Transportmöglichkeiten ergattern konnten.

© AFP/AP/dpa/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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