Mittelmeer:Der zyprische Knoten

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Parallele Welten: Während im südlichen Teil griechische und zyprische Flaggen flattern, sind im Norden eine türkische und eine nordzyprische Flagge zu sehen. (Foto: Petros Karadjias/dpa)

Nordzypern und die Türkei wollen eine Zweistaatenlösung und verweisen auf mehr als 40 Jahre erfolgloser Einheitsverhandlungen. Warum Gespräche zur Zukunft der Insel so schwierig sind.

Von Tomas Avenarius, Istanbul

Die Vereinten Nationen nehmen einen neuen Anlauf, das Zypern-Problem zu lösen. Auf Einladung von UN-Generalsekretär António Guterres kamen Vertreter der Republik Zypern, der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern sowie Vertreter der sogenannten Garantiemächte zusammen. Mit Fortschritten oder gar einem Durchbruch zur Beendigung der Teilung der Mittelmeerinsel ist bei diesen informellen Gesprächen aber nicht zu rechnen. Ein Sprecher von Guterres sagte vor dem dreitägigen Treffen, der UN-Generalsekretär sei im Hinblick auf die Ergebnisse "realistisch".

Die Kontrahenten aus den beiden Teilen Zyperns haben komplett unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft der Insel, die seit 1974 in die größere Republik Zypern und das kleinere Nordzypern geteilt ist. Auch die Garantiemächte - Griechenland, die Türkei und Großbritannien - unterstützen unterschiedliche Modelle.

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Während die UN und die Republik Zypern auf der Basis des Annan-Plans eine Föderation mit einer starken Zentralregierung anstrebt, propagieren Nordzypern und die Türkei seit Monaten vehement eine Zweistaatenlösung. Ob dies wirklich der Wunsch Nordzyperns ist, lässt sich schwer sagen: Die Türkische Republik Nordzypern, die als unabhängiger Staat lediglich von der Türkei anerkannt wird, ist de facto völlig von Ankaras Willen abhängig.

Zypern ist inzwischen seit fast 50 Jahren geteilt. Der Teilung vorausgegangen war 1974 ein Putsch auf der Insel, der von Athen unterstützt wurde. Wegen des Putsches landeten türkische Truppen im Norden, um den türkischsprachigen und muslimischen Teil der Insel zu schützen. Daraus wurde eine türkische Dauerpräsenz bis heute. 1983 proklamierte Nordzypern seine Unabhängigkeit, die nur Ankara anerkennt. Die EU nahm 2004 zwar ganz Zypern auf, EU-Recht aber gilt bis zur Wiedervereinigung nur im Süden.

Erschwert wird die Lösung des Zypern-Problems inzwischen auch dadurch, dass sowohl die Türkei als auch Griechenland um die potenziellen Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer konkurrieren. Auch vor der Küste Zyperns soll es Rohstoffe geben: Die beiden Teile der Insel streiten über den Verteilungsmechanismus der Gewinne.

Für die Republik Zypern, die der EU angehört, nahm Präsident Nikos Anastasiadis an dem Treffen in Genf teil, für die Türkische Republik Nordzypern Präsident Ersin Tatar. Hinzu kamen neben UN-Generalsekretär Guterres die Außenminister der drei Garantiestaaten. Griechenland ist die Schutzmacht der Republik Zypern, die Türkei hält die Hand über den Norden und Großbritannien ist als ehemalige Kolonialmacht auf der Insel beteiligt. Die Bitte der Europäischen Union, als Beobachter teilnehmen zu dürfen, hatte Nordzypern abgelehnt.

Der nordzyprische Präsident Tatar hatte die von ihm und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan vorgeschlagene Zweistaatenlösung als "neue Vision" für die geteilte Insel bezeichnet. Nach mehr als 40 Jahren erfolgloser Verhandlungen über eine Föderation müsse man "realistisch" sein, sagte Tatar der Agentur Reuters: Seine Vorstellung seien zwei souveräne Staaten, die nebeneinander und gut nachbarschaftlich existieren.

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