Erstes mehrheitlich christlich-orthodoxes Land:Griechenland erlaubt gleichgeschlechtliche Ehe

Lesezeit: 1 min

Freuen sich über das neue Gesetz: Mitglieder der queeren Community feiern vor dem griechischen Parlament in Athen. (Foto: LOUISA GOULIAMAKI/REUTERS)

Das neue Gesetz erlaubt es homosexuellen Paaren zum Beispiel, künftig Kinder zu adoptieren. Massive Kritik kommt von der griechisch-orthodoxen Kirche.

Das griechische Parlament hat mit großer Mehrheit die standesamtliche Ehe für gleichgeschlechtliche Paare verabschiedet. Das teilte das Parlamentspräsidium in Athen am späten Donnerstagabend mit. 176 Abgeordnete im Parlament mit 300 Sitzen votierten für das entsprechende Gesetz, das die konservative Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis vorgelegt hatte. Griechenland ist damit das erste mehrheitlich christlich-orthodoxe Land, das die standesamtliche Ehe zwischen gleichgeschlechtigen Menschen ermöglicht.

In einer für Griechenland seltenen parteiübergreifenden Übereinstimmung unterstützten sowohl linke als auch sozialdemokratische und konservative Parlamentarier den Antrag. Auch die 76 Gegenstimmen zogen sich durch sämtliche Parteien. Mitsotakis hatte den Abgeordneten seiner konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) freigestellt, nach ihrem Gewissen abzustimmen. Es gab zwei Stimmenthaltungen. 46 Abgeordnete nahmen an der Sitzung nicht teil, teilte das Parlamentspräsidium weiter mit.

Verboten bleibt, dass Leihmütter für homosexuelle Paare Kinder auf die Welt bringen

Zuvor wurde im Parlament mitunter heftig diskutiert. Kleinere ultrakonservative Parteien, die auch religiöse Eiferer vertreten, aber auch Abgeordnete der regierenden Konservativen erklärten, mit dem Gesetz würden die Tradition der griechischen Gesellschaft und die Lehren der christlich orthodoxen Kirche ignoriert. Mitsotakis erklärte seinerseits: "In Griechenland darf niemand sich als Bürger zweiter Klasse fühlen. Heute ist ein Tag der Freude."

Dem neuen Gesetz nach haben homosexuelle Ehepaare künftig dieselben Rechte und Pflichten wie heterosexuelle. Sie können Kinder adoptieren. Beide erhalten das Sorgerecht, auch wenn das Kind biologisch von einem der beiden Partner stammt. Dass Leihmütter für homosexuelle Paare Kinder auf die Welt bringen, soll jedoch weiterhin verboten bleiben.

Massive Kritik gab es bereits im Vorfeld aus den Reihen der griechisch-orthodoxen Kirche. Einige Bischöfe drohten den Abgeordneten ihrer Regionen, sich "gut zu überlegen, wofür sie sich entscheiden". Die Orthodoxe Kirche ist in der griechischen Verfassung als vorherrschende Religion festgeschrieben und hat starken Einfluss auf religiös orientierte Wahlkreise.

© SZ/dpa/nta - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Christentum
:Katholische Kirche in Deutschland macht Weg für Segensfeiern für homosexuelle Paare frei

Die Feiern sollen ab 2026 möglich sein. Die Bischöfe stimmen einem Beschluss des Synodalen Wegs zu. In der Weltkirche dürfte diese Entscheidung für Unmut sorgen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: