Gewalt in Libanon:Feuergefechte in Beirut und Tripoli

Lesezeit: 2 min

Der syrische Bürgerkrieg droht auf den labilen Nachbarn überzugreifen: Nach der Beisetzung des ermordeten Geheimdienstchefs al-Hassan ist es Medienberichten zufolge in mehreren Städten in Libanon zu Feuergefechten gekommen. Die Armee will jetzt hart durchgreifen und jeden "festnehmen, der Waffen trägt".

Schwere Ausschreitungen in Libanon: Nach der Trauerfeier für den bei einem Anschlag ermordeten Geheimdienstchef Wissam al-Hassan ist es in der Hauptstadt Beirut zu Feuergefechten gekommen. Fünf Menschen seien dabei verletzt worden, wie aus Sicherheitskreisen verlautete.

Nach Medienberichten waren in der Nacht zum Montag Schüsse aus Schnellfeuerwaffen unter anderem in einem sunnitischen Viertel im Westen der Metropole zu hören. Es soll sich dabei um Feuergefechte zwischen Anhängern des sunnitischen Oppositionschefs Saad Hariri und "rivalisierenden Gruppen" gehandelt haben.

Auch in der nördlichen Hafenstadt Tripoli lieferten sich Unterstützer und Gegner des syrischen Assad-Regimes Schusswechsel. Bei heftigen Kämpfen seien dort Artillerie und schwere Waffen eingesetzt worden. Nach Angaben der Polizei kamen in der Nacht bei Schießereien zwischen pro-syrischen und anti-syrischen Gruppen in Tripoli drei Menschen ums Leben. Unter den Toten war ein neun Jahre altes Mädchen.

Nach der gewalttätigen Nacht ist in Libanon vorerst wieder weitgehend Ruhe eingekehrt. Soldaten und Polizisten patrouillieren in den Städten Beirut und Tripoli. Die libanesische Armee hat entschlossene Maßnahmen zur Verhinderung von Chaos und Gewalt angekündigt. Innenminister Marwan Charbel erklärte: "Sie nehmen jeden fest, der Waffen trägt."

Ein AFP-Fotograf berichtete dennoch von erneuten Feuergefechten am Montag. Demnach hätten bewaffnete Kämpfer mehrere sunnitische Viertel abgeriegelt. Beim Versuch der Armee, eine der Straßenblockaden zum Stadtteil Tarik al-Schdide zu räumen, schossen die Kämpfer auf Soldaten. Diese erwiderten das Feuer. Die vermummten und teils mit Kalaschnikow-Gewehren bewaffneten Männer hatten die Straßensperren aus Müll, Eisenteilen und Steinen am Montagmorgen errichtet. Sie gaben sich als Unterstützer des früheren libanesischen Regierungschefs Saad Hariri und seiner oppositionellen Bewegung Zukunft aus.

Oppositionelle versuchen Sturm auf Regierungsgebäude

Bereits am Sonntag wurden mehrere Menschen in Beirut im Umfeld der Trauerfeier verletzt, als Oppositionsanhänger versuchten, den Sitz der prosyrischen Regierung zu stürmen. Die Polizei fuhr Panzer auf und setzte Tränengas ein, um die Angreifer zu stoppen. Über die Zahl der Verletzten gab es zunächst keine Angaben.

Die Lage im Libanon ist nach dem Attentat vom Freitag gespannt. Bei der Beisetzung des sunnitischen und Syrien-kritischen al-Hassan riefen Tausende Menschen Parolen gegen die Führung im benachbarten Syrien und gegen die schiitische Hisbollah, die Damaskus im Kampf gegen die bewaffneten Rebellen unterstützt.

Wütende Demonstranten wandten sich auch gegen den libanesischen Regierungschef Nadschib Mikati. Die Opposition sieht die syrische Führung als Drahtzieher des Anschlags und wirft Mikati vor, die Tötung des Generals zu "decken". US-Außenministerin Hilary Clinton hat der libanesischen Regierung die Unterstützung der USA bei der Aufklärung des Attentats zugesichert.

© Süddeutsche.de/afp/dpa/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: