Reaktionen:"Wir werden jetzt weder in Panik noch in Depression verfallen"

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  • Sigmar Gabriel verzichtet auf die Kanzlerkandidatur und den Parteivorsitz der SPD. Beides übernimmt der frühere EU-Politiker Martin Schulz.
  • Politiker der verschiedenen Parteien äußern sich unterschiedlich zu dem Schritt.

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagt, Kanzlerkandidatur und Parteivorsitz gehörten in eine Hand. Daher sei es richtig, dass Gabriel dieses Amt abgibt. Dass er eigene Interessen zurückgestellt habe, um der SPD bessere Erfolgschancen zu sichern, verdiene größten Respekt, es habe in der Fraktion langanhaltenden Beifall für Gabriel gegeben.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks lobt Gabriel für seinen Verzicht. Die Partei könne Sigmar Gabriel dankbar sein für diese Entscheidung, so die frühere SPD-Schatzmeisterin am Rande der SPD-Fraktionssitzung im Bundestag. "Er hat sie aus einer Position der Stärke heraus gefällt und damit wahre Größe gezeigt."

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht in Gabriels Entscheidung ein klares Signal gegen eine weitere große Koalition: "Mit Martin Schulz haben wir in dieser Zeit bessere Chancen." Die SPD sei von der großen Koalition enttäuscht, sagte er dem WDR: "Wir wollen einen Neuanfang."

Der frühere SPD-Chef Franz Müntefering zeigt sich zuversichtlich: Martin Schulz habe in Europa eine glänzende Rolle gespielt, sagt er im WDR. "Er wird einen fulminanten Wahlkampf machen - da bin ich mir sicher. Sigmar Gabriel und wir alle werden ihm dabei helfen."

CDU-Vize Thomas Strobl kommentiert Gabriels Verzichts-Entscheidung mit den Worten: "Wir werden jetzt weder in Panik noch in Depression verfallen."

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter bezeugte Gabriel Respekt. "Diese Entscheidung widerlegt das am Stammtisch gepflegte Vorurteil, alle Politiker würden nur auf die eigene Karriereschauen", sagte Hofreiter der Neuen Osnabrücker Zeitung. Zur Nominierung Martin Schulz' sagte er, er sei gespannt, wie er sich zu zentralen innenpolitischen Fragen und dem Kurs der SPD positionieren werde. "Das macht den Wahlkampf spannend."

Grünen-Chef Cem Özdemir lobte, Schulz stehe "zweifelsohne für einen proeuropäischen Kurs". Er sei allerdings gespannt, wie Schulz die großen Herausforderungen in der Umwelt- und Klimapolitik und bei der notwendigen ökologischen Modernisierung der Wirtschaft anpacken möchte, sagte er der Rheinischen Post.

Der Chef der Linksfraktion, Dietmar Bartsch, spricht von einer "souveränen Entscheidung des SPD-Vorsitzenden" Gabriel. Er werde die SPD auch weiter an ihren Taten messen, sagt er der Funke Mediengruppe.

Die Linken-Bundesvorsitzende Katja Kipping äußert sich skeptisch über die Personalie. "Ob Martin Schulz ein Zeichen für einen fortschrittlichen Politikwechsel wird, ist unbestimmt", erklärt sie. Für sie werde es sich daran zeige, ob er bereit sei, Reiche zu besteuern, Armut wirksam zu bekämpfen und Europa nicht zu einer Militärmacht auszubauen. "Ich habe so meine Zweifel."

FDP-Chef Christian Lindner kritisiert die Entscheidung als "ungeordneten Rückzug". Leichtfertig werde die Stabilität Deutschlands in dieser weltpolitischen Lage aufs Spiel gesetzt.

Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hält nichts von einem SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz. "Symbol für EU-Bürokratie und ein tief gespaltenes Europa als Kanzlerkandidat?", twitterte sie.

Der Transatlantische Koordinator der Bundesregierung, Jürgen Hardt (CDU), äußert sich zu Gabriels Absichten, das Amt des Außenministers zu übernehmen: "Die diplomatischen Fähigkeiten sind uns bisher zwar verborgen geblieben, ich bin aber sicher, dass er auch in diesem Feld reüssiert."

© SZ.de/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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