Friedrich Merz:Nummer eins

Querulant, Merkel-Kritiker und Liebling der Konservativen: Friedrich Merz hat es - nach zwei gescheiterten Anläufen - doch noch an die Spitze seiner Partei geschafft. Bilder einer Karriere mit Höhen und Tiefen.

Von Carim Soliman und Oliver Klasen

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(Foto: Getty Images)

Geschafft - jedenfalls so gut wie. Bei der ersten Mitgliederbefragung über die Wahl eines neuen Vorsitzenden in der Geschichte der CDU spricht sich eine deutliche Mehrheit der Parteibasis für Friedrich Merz aus. 62,1 Prozent der Stimmen entfallen auf den 66-Jährigen. Damit trennt ihn nur noch eine Formalität vom Vorsitz der CDU. Im Januar findet auf dem Parteitag die eigentliche Wahl statt. Es ist unwahrscheinlich, dass seine bisherigen Kontrahenten Norbert Röttgen und Helge Braun dann überhaupt noch antreten. Das Ergebnis der Mitgliederbefragung sei "klar". Nach den Zankereien vor und während der Kanzlerkandidatur von Armin Laschet will die Union um jeden Preis Einheit wahren. So stellt Merz, der einstige Querulant, nach der Bekanntgabe des Befragungsergebnisses auch umgehend "eine gute Zusammenarbeit mit wirklich allen" Teilen seiner Partei in Aussicht.

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(Foto: imago stock&people)

Merz, geboren 1955 im sauerländischen Brilon, entstammt einer konservativ geprägten Familie. In seiner Jugend war er ein schlechter Schüler und musste das Gymnasium in Brilon wegen fortgesetzter Störereien verlassen. Im Nachbarlandkreis machte er schließlich doch Abitur, absolvierte seinen Wehrdienst, studierte in Bonn und Marburg Jura und absolvierte in Saarbrücke sein Referendariat. Seine Parteikarriere begann bereits als Schüler in Brilon, dort war er lange auch CDU-Kreisvorsitzender. Dieses Bild zeigt ihn im Alter von 36 Jahren, zwei Jahre zuvor war er als Abgeordneter in das Europaparlament gezogen.

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(Foto: N/A)

1994 wurde Merz erstmals in den Bundestag gewählt, als Direktkandidat im Hochsauerlandkreis. Schnell machte er sich in der Spätphase der Regierung Kohl einen Namen als Finanzfachmann und zielsicherer Rhetoriker. Nach der für die Union verlorenen Wahl 1998 wurde er zunächst stellvertretender Fraktionschef und, nachdem sich Wolfgang Schäuble wegen der Parteispendenaffäre zurückziehen musste, Fraktionschef.

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(Foto: Associated Press)

Doch dann kommt Angela Merkel. Sie wird erst Generalsekretärin, dann Parteivorsitzende und nach der Wahl 2002 beansprucht sie auch den Fraktionsvorsitz von Merz und drängt ihn in die Vizerolle. Merkel und Merz sind sich danach lange in Abneigung verbunden, er gilt als einer der mächtigen CDU-Männer, die sie auf dem Weg ins Kanzleramt erfolgreich hinter sich lässt. 2004 legt Merz den Fraktionsvizeposten entnervt nieder, im Bundestag bleibt er bis 2009.

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(Foto: imago images/Eventpress)

Danach ist Merz zehn Jahre lang in der freien Wirtschaft tätig, als Anwalt, Aufsichtsratschef und Lobbyist für die Investmentfirma Blackrock. Seine Aussage er gehöre "zur oberen Mittelschicht" löst vor einigen Jahren Spott aus, weil Merz jahrelang Spitzengehälter verdient hatte. Das Bild zeigt ihn mit seiner Frau Charlotte und seiner Tochter im Jahr 2017 auf einer Veranstaltung des Vereins Atlantik-Brücke. Merz hat außerdem eine weitere Tochter und einen weiteren Sohn.

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(Foto: picture alliance/dpa)

Erst als seine parteiinterne Widersacherin Angela Merkel 2018 ihren Abschied von der Spitze der Regierung und der CDU ankündigt, will Merz wieder oben mitmischen. Er geht gegen die von Merkel favorisierte Annegret Kramp-Karrenbauer und den ambitionierten Gesundheitsminister Jens Spahn ins Rennen. Doch Merz tritt vor allem als Kritiker des Status Quo auf. Bei Konservativen in der Partei, die sich am Mitte-Kurs der Kanzlerin stören, findet er zwar Anklang. Aber es gelingt ihm nicht, seine eigene Vision von einer neuen CDU zu vermitteln. Außerdem fehlt es ihm nach Jahren abseits der Politik an Rückhalt. Am Ende unterliegt er der besser vernetzten Kramp-Karrenbauer in der Stichwahl.

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(Foto: dpa)

Nachdem die glücklose Kramp-Karrenbauer nach nur 14 Monaten ihren Rückzug angekündigt, versucht es Merz erneut mit einer Kandidatur für den CDU-Vorsitz. Doch wegen der Corona-Pandemie muss der Parteitag mehrmals verschoben werden, die Kandidatenkür zieht sich endlos lange hin und an der Spitze der CDU entsteht ein Machtvakuum. Am Ende scheitert Merz an Armin Laschet, der vor allem in der nordrhein-westfälischen CDU über eine größere Hausmacht verfügt. Laschet führt die Union auch als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl.

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(Foto: dpa)

Nach Laschets Fiasko will sich die CDU personell neu aufstellen. Eine weitere Kampfkandidatur wollen die Konservativen aber um jeden Preis verhindern. Daher soll erstmals die Parteibasis den Vorsitz bestimmen. Der langjährige Vertraute und einstige Kanzleramtsminister von Angela Merkel, Helge Braun, stellt sich zur Wahl. Außerdem versucht es der Außenpolitiker Norbert Röttgen erneut, er war schon im Januar 2021 gegen Merz und Laschet angetreten. Und tatsächlich: Friedrich Merz wagt einen dritten Anlauf. Wobei er kaum wiederzuerkennen ist. Merz bemüht sich sichtlich um die Mitte der Parteibasis, verzichtet auf Spitzen gegen seine Kontrahenten. Seine Positionen sind konservativ, aber weniger drastisch. Mit ihm als Vorsitzenden werde es "keinen Rechtsruck" geben, betont er mehrmals.

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