FDP:Bijan Djir-Sarai soll FDP-Generalsekretär werden

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Durch Angriffslust ist Bijan Djir-Sarai bisher eher nicht aufgefallen, als Generalsekretär könnte sich das ändern. (Foto: Jörg Carstensen/picture alliance/dpa)

Der 45-Jährige wäre der nächste Mann aus NRW in einer Schlüsselposition bei den Liberalen. Doch Parteichef Christian Lindner dürfte mit der Wahl zwei Ziele verfolgen.

Von Paul-Anton Krüger, Berlin

Die FDP vervollständigt ihr Personaltableau. Parteichef Christian Lindner wird den Gremien der Liberalen an diesem Montag den Bundestagsabgeordneten Bijan Djir-Sarai als neuen Generalsekretär vorschlagen. Das bestätigten Parteikreise der Süddeutschen Zeitung, nachdem zunächst die Bild am Sonntag darüber berichtet hatte. Nötig geworden war die Neubesetzung, weil Volker Wissing, der das Amt erst im August 2020 von der glücklosen Linda Teuteberg übernommen hatte, als Bundesminister für Verkehr und Digitales ins Kabinett der Ampel-Koalition gewechselt ist.

Die Wahl überrascht, denn der 45-jährige Djir-Sarai stammt wie Lindner selbst und auch der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Liberalen, Johannes Vogel, aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen, der bei den Spitzenämtern überrepräsentiert ist. Zudem geht das wichtigste Parteiamt nach dem Vorsitzenden nach Lindners Willen damit ebenfalls an einen Mann. Schon in der Ministerriege der FDP und auch bei den Führungsämtern in Fraktion und Bundespartei sind Frauen wenig vertreten. Zudem ist Djir-Sarai als außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion bisher weniger mit Angriffslust aufgefallen, sondern eher als auf Ausgleich bedachter Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen.

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FDP-Chef Lindner hält seine erste Bundestagsrede als Finanzminister. Schnell wird klar: In diesem Amt möchte er offenbar anders klingen als früher. Ernster, gesetzter, weniger scharf. Er verteidigt den Nachtragshaushalt, aber gibt auch gleich ein Versprechen für die Zukunft ab.

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Djir-Sarai kam als Elfjähriger aus Iran nach Deutschland

Lindners Personalvorschlag lässt sich aber als Versuch werten, neue Wählergruppen für die Freien Demokraten zu erschließen und die Partei eigenständig gegenüber der Ampel-Koalition in Berlin aufzustellen. Djir-Sarai ist in Teheran geboren; seine Eltern schickten ihn als Elfjährigen aus Iran zu einem in Grevenbroich lebenden Onkel, um ihm eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Er biss sich am Gymnasium durch und studierte Betriebswirtschaftslehre. Mit 18 trat er in die FDP ein. Mit seiner Karriere verkörpert er das Bildungs- und Aufstiegsversprechen, auf das die Liberalen großen Wert legen. Zugleich signalisiert die Partei, die sich für ein liberales Zuwanderungsrecht einsetzt, dass sie selbst offen ist für Menschen mit Migrationshintergrund.

Djir-Sarai, der bis heute mit seiner Familie in Grevenbroich lebt, gehört außerdem zu den eher bürgerlich-konservativ ausgerichteten Liberalen. Während sein Vorgänger Wissing mit seiner Beteiligung an der Ampel-Regierung von SPD-Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz als Brückenbauer zu den Grünen und Sozialdemokraten fungierte, soll Djir-Sarai die FDP offenkundig anschlussfähig für die Unionsparteien halten. In Schleswig-Holstein, wo am 8. Mai Landtagswahlen anstehen, regiert die FDP in einem Jamaika-Bündnis mit Grünen und CDU, in Nordrhein-Westfalen, wo eine Woche später ein neuer Landtag gewählt wird, in einer schwarz-gelben Koalition.

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