Jena:Meldeportal für antisemitische Vorfälle eingerichtet

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Ein Mann trägt bei einer Kundgebung eine Kippa. (Foto: Christophe Gateau/dpa/Symbolbild)

Betroffene und Zeugen antisemitischer Vorfälle können diese ab sofort im Internet bei der Thüringer Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus melden. Die...

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Jena (dpa/th) - Betroffene und Zeugen antisemitischer Vorfälle können diese ab sofort im Internet bei der Thüringer Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus melden. Die Vorkommnisse können in deutscher, englischer und russischer Sprache unter www.report-antisemitism.de gemeldet werden, wie das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft, bei der die Recherchestelle angesiedelt ist, am Freitag in Jena mitteilte. Diese soll ihre Arbeit am 1. Januar kommenden Jahres aufnehmen.

„Die systematische Dokumentation und Auswertung vor Ort in Thüringen stärkt insbesondere die jüdische Perspektive, da die täglichen Erfahrungen der von Antisemitismus Betroffenen sichtbar gemacht werden“, erklärte Anja Thiele, die wissenschaftliche Leiterin der Dokumentationsstelle. Antisemitismus werde häufig nicht erkannt oder problematisiert, die Perspektive der Betroffenen viel zu oft bagatellisiert. Mit der neuen Dokumentationsstelle werde es möglich, antisemitische Vorfälle mit klaren wissenschaftlichen Kriterien zu dokumentieren und sie für Behörden, Politik und Medien systematisch aufzuarbeiten.

Der thüringische Standort ist den Angaben zufolge einer von sieben Stellen in Deutschland, die auf Grundlage gemeinsamer Qualitätsstandards des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus antisemitische Vorfälle registrieren und analysieren.

Wie der Beauftragte für jüdisches Leben in Thüringen und der Bekämpfung des Antisemitismus, Benjamin-Immanuel Hoff, mitteilte, wurden in Thüringen zwischen 2014 und 2019 allein 354 Ermittlungsverfahren aufgrund antisemitischer Bestrebungen eingeleitet. „Wir wissen jedoch, dass das Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle, die keinen strafrechtlichen Tatbestand erfüllen oder nicht zur Anzeige gebracht werden, signifikant höher ist“, erklärte Hoff. Die Thüringer Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus solle dazu beitragen, dieses Dunkelfeld auszuleuchten. „In unserem Freistaat sollen sich Jüdinnen und Juden sicher fühlen können und soll Antisemitismus erkannt, benannt und gebannt werden.“

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