Klimakrise:Deutschland stagniert beim Klimaschutz

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Brigitte Knopf und Thomas Heimer vom Expertenrat für Klimafragen bei der Präsentation ihres Gutachtens. (Foto: M. Popow/Imago)

Der Expertenrat der Bundesregierung warnt: Nach derzeitigem Stand werden die Ziele für das Jahr 2030 deutlich verfehlt. "Wir sind viel zu langsam", klagt die Vizechefin.

Deutschland braucht wesentlich mehr Tempo, um seine Klimaziele für das Jahr 2030 zu erreichen - zu diesem Schluss kommt der Expertenrat der Bundesregierung für Klimafragen. "Wir sind viel zu langsam. Im Moment sieht es nicht so aus, als könnten wir die Ziele erreichen", sagte Brigitte Knopf, stellvertretende Vorsitzende des Rates, bei der Vorstellung des Gutachtens zum Stand der Klimapolitik in Deutschland. Die Bundesrepublik will ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 65 Prozent senken - verglichen mit dem Jahr 1990.

In dem Bericht zeige der Expertenrat "bestimmte Indikatoren auf, an denen man sieht, dass eine Zielerreichung sehr unwahrscheinlich ist", sagte Knopf. Das liege etwa daran, dass der Ausbau bestimmter Technologien nicht schnell genug vorankomme. Als Beispiele nannte sie Wärmepumpen und Fotovoltaik. Zudem würden alte Systeme wie beispielsweise Heizungen nicht in dem Maße ersetzt, wie es notwendig wäre. Knopf sagte: "Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, wenn wir die Ziele erreichen wollen." Auch Verhaltensänderungen seien notwendig, sagte Knopf; sie ließen sich etwa durch Preisanreize oder Informationen erreichen.

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Seinen Bericht zum Stand der deutschen Klimapolitik übergab der Expertenrat zwei Tage vor dem Beginn der Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich an Regierung und Bundesrat. Das unabhängige Gremium, dem fünf Sachverständige angehören, hat dieses im Klimaschutzgesetz festgeschriebene sogenannte Zweijahresgutachten erstmals veröffentlicht. Weitere Gutachten werden im Rhythmus von zwei Jahren folgen.

Bisherige Einsparungen reichen bei Weitem nicht

Die Fachleute beklagen, dass bislang zu wenig Treibhausgase eingespart würden. "Die jährlich erzielte Minderungsmenge müsste sich im Vergleich zur historischen Entwicklung der letzten zehn Jahre mehr als verdoppeln", sagte Ratsmitglied Thomas Heimer mit Blick auf den deutschen Ausstoß an Treibhausgasen. Nach Angaben von Hans-Martin Henning, dem Vorsitzenden des Expertenrats, müsste die Industrie zehnmal mehr Treibhausgase einsparen als in den vergangenen Jahren, der Verkehrssektor sogar das 14-Fache.

Zwar habe es durchaus Entwicklungen hin zu einem sparsameren Einsatz von Energie gegeben, stellte das Gremium fest. Allerdings stünden dem ein größerer Verbrauch und Konsum gegenüber. "Effizienzgewinne wurden also beispielsweise durch das allgemeine Wirtschaftswachstum, größere Wohnfläche oder gestiegene Transportleistungen konterkariert", sagte Henning.

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