Viele Europäerinnen und Europäer sind nicht zufrieden damit, wie die Staaten weltweit in Bezug auf große Herausforderungen wie die Corona-Pandemie oder den Klimawandel zusammenarbeiten. Das geht aus einer Meinungsumfrage hervor, die der European Council on Foreign Relations (ECFR) noch vor der russischen Invasion in die Ukraine in Auftrag gegeben hat. 71 Prozent der Befragten gaben demnach an, nicht mit dem Management des Klimawandels zufrieden zu sein, 60 Prozent waren unzufrieden mit der Zusammenarbeit in der Corona-Pandemie. Für die Studie wurden 15 000 Menschen aus zwölf Mitgliedstaaten der EU befragt, darunter Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Estland.
Auch wenn die Umfrage noch vor Putins Angriffskrieg durchgeführt wurde, taucht Russland als mögliche Gefahr auf. Zum Erhebungszeitpunkt stuften vor allem Menschen aus geografisch näher gelegenen Ländern Russland als eine der größten Gefahren Europas ein - in Estland 44 Prozent der Befragten, in Polen 42 Prozent der Befragten, in Dänemark 40 Prozent. In diesen Ländern sprachen sich auch mehr Menschen für die Idee europäischer Souveränität aus. Schon vor der Invasion reagierte eine Mehrheit der Befragten negativ auf Russlands Rolle in der Ukraine und Belarus, 31 Prozent gaben an, Angst zu haben, 15 Prozent sprachen von Wut und elf Prozent von Trauer.
Obwohl viele Menschen der Umfrage zufolge mit dem Krisenmanagement nicht zufrieden sind, scheinen sie besonders angesichts größerer Herausforderungen auf die EU zu hoffen. Außer in Schweden, Frankreich und Italien hält es eine Mehrheit der Befragten für sinnvoll, dass ihr Land Mitglied in der EU ist. In der Studie wurde auch danach gefragt, in welchen Bereichen die Bürgerinnen und Bürger eher auf ihr eigenes Land oder auf die EU vertrauen würden. Bei der Sicherung der eigenen Landesgrenzen sprachen sich 46 Prozent der Befragten dafür aus, dass man dafür auf EU-Ebene zusammenarbeiten müsse. Nur 23 Prozent waren der Meinung, dass ihr Land diese Herausforderung alleine meistern könne. In Bezug auf eine mögliche nächste Pandemie ergab sich ein ähnliches Bild.
Für die Studie hat das ECFR mehrere Meinungsforschungsinstitute beauftragt. Die Umfrage fand im Januar und Februar dieses Jahres statt.