Balkan:EU beschließt Beitrittsverhandlungen mit Bosnien-Herzegowina

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Sarajevo: Eine Frau geht unter den Flaggen der Europäischen Union in einer der Hauptstraßen. (Foto: Eldar Emric/dpa)

Das teilt Ratspräsident Michel nach Gesprächen der Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel mit. Das Balkanland gehöre zur europäischen Familie, sagt er.

Der EU-Gipfel hat sich auf die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit dem Westbalkanstaat Bosnien-Herzegowina geeinigt. Das gab EU-Ratspräsident Charles Michel am Abend auf der Plattform X bekannt. Das Land gehöre zur europäischen Familie, schrieb er. "Jetzt muss die harte Arbeit stetig fortgesetzt werden."

Plattform X

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Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb ebenfalls auf X: "Das europäische Friedensprojekt wächst - ein klares Zeichen für ein starkes Europa."

Die Zustimmung hatte sich auf dem EU-Gipfel in Brüssel abgezeichnet. Nicht nur Deutschland und Österreich, sondern auch die bei Erweiterungsfragen meist skeptischen Niederlande hatten der Empfehlung der EU-Kommission zugestimmt. Das Land muss allerdings weitere Kriterien erfüllen, damit auch ein Verhandlungsrahmen vereinbart werden kann.

Die EU-Kommission hatte die Aufnahme der Gespräche mit Bosnien-Herzegowina befürwortet, weil das Land nach Jahren des Stillstands zuletzt deutliche Fortschritte bei den innenpolitischen Reformen gemacht hatte. Vor allem der Konflikt mit der serbischen Teilrepublik hat jahrelang für Spannungen in dem Vielvölkerstaat gesorgt und Reformen verhindert.

Mögliche Umorientierung befürchtet

Die EU hatte Bosnien-Herzegowina grundsätzlich bereits 2003 einen Beitritt in Aussicht gestellt, 2016 reichte es offiziell einen Antrag ein. Die Aufnahme in den Kreis der Beitrittskandidaten erfolgte dann 2022. Grund dafür war auch die Sorge, dass sich das Balkanland mit etwa 3,2 Millionen Einwohnern ansonsten Richtung Russland oder China orientieren könnte. Wie lange es vom Start der Beitrittsgespräche bis zum EU-Beitritt dauert, ist offen. Die Türkei etwa wurde 1999 EU-Kandidat - und war wohl noch nie weiter von einer Mitgliedschaft entfernt als heute.

Theoretisch kann ein Beitrittskandidat auch nie Mitglied werden. Von den sechs Westbalkanstaaten ist nur noch die Republik Kosovo kein Beitrittskandidat. Das Land hat aber bereits einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt. Für den jüngsten Staat Europas war es ein eher symbolischer Akt: Die EU-Mitgliedschaft ist für das seit 2008 unabhängige Land derzeit nicht in Reichweite. Haupthindernis ist, dass fünf EU-Länder - Spanien, Rumänien, die Slowakei, Griechenland und Zypern - Kosovo nicht anerkennen.

Die Entscheidung der Staats- und Regierungschefs zu Bosnien-Herzegowina erfolgte auf Empfehlung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Natürlich bedarf es weiterer Fortschritte, um in unsere Union aufgenommen zu werden. Aber das Land zeigt, dass es die Beitrittskriterien erfüllen kann und die Bestrebungen seiner Bürgerinnen und Bürger unterstützt, Teil unserer Familie zu werden", erklärte sie jüngst in einer Rede im Europäischen Parlament in Straßburg.

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