Entscheidung zum Endlager:Atommüll soll aus der Asse

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Das Bundesamt für Strahlenschutz hat den maroden Schacht Asse untersucht: Mehr als 100.000 Fässer Atommüll müssen an die Oberfläche. Unterdessen verhandelt Umweltminister Röttgen mit Energieversorgern über längere AKW-Laufzeiten.

Das marode und einsturzgefährdete Atomendlager Asse soll nach Auffassung des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) möglichst schnell geräumt werden. "Dies ist die beste Variante beim weiteren Umgang mit den dort eingelagerten radioaktiven Abfällen", sagte BfS-Präsident Wolfram König am Freitag in Hannover. Oppositionspolitiker und Umweltschützer äußerten sich zustimmend zu einer Schließung, verwiesen aber auf noch ungelöste Fragen.

Die Fässer sollen wieder raus aus dem maroden Schacht - das empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz. (Foto: Foto: ddp)

"Der Zeitfaktor ist ganz wichtig", sagte König mit Blick auf das Risiko von Wasserzuflüssen in die Schachtanlage und die Einsturzgefahr. Als Betreiber der Asse hatte das BfS in den vergangenen Monaten geprüft, wie das Problem mit dem Atommülllager bei Wolfenbüttel in Niedersachsen am besten zu lösen ist. Dort lagern rund 126.000 Fässer mit leicht und mittelstark strahlendem Atommüll.

Die Fässer waren zwischen 1967 und 1978 in das frühere Salzbergwerk Asse gebracht worden. Seit 1988 läuft Wasser in die Anlage. Laut BfS sind es derzeit täglich rund 12.000 Liter. Die Behörde kann nach eigenen Angaben nicht ausschließen, dass sich die Menge so steigert, dass die Grube überflutet wird. Zudem ist die Stabilität der Schachtanlage beeinträchtigt.

Nach dem nun vorgestellten Stilllegungskonzept soll sofort mit dem Öffnen der Einlagerungskammern und einer Überprüfung der Abfälle begonnen werden. Die Entscheidung für eine Rückholung und der weitere Handlungsplan seien gemeinsam mit Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) beschlossen worden. Realisiert werden solle die Rückholung innerhalb von zehn Jahren.

Grabriel fordert Bund auf, Sanierungskosten mitzutragen

Der Entscheidung war ein Optionsvergleich vorausgegangen, bei dem das BfS auch zwei andere Varianten prüfte. So war untersucht worden, ob die Fässer an ihrem Standort in 500 bis 700 Meter Tiefe sicher einbetoniert werden könnten oder ob eine Umlagerung in tiefere Schichten um 1000 Meter eine Langzeitsicherheit gewährleisten würde. "Keine der drei Varianten ist optimal", sagte König. Die anderen Optionen seien ausgeschieden, weil mit ihnen der nach Atomrecht notwendige Nachweis der Langzeitsicherheit unmöglich war.

SPD, Grüne, Linke und Umweltverbände äußerten sich zustimmend zur geplanten Schließung, verwiesen aber auf Probleme bei der Endlagerfrage und forderten eine Kostenbeteiligung der Energiewirtschaft. Die Rückholung sei "der einzige sichere Weg", sagte der SPD-Bundesvorsitzende und ehemalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel in Berlin. Gleichzeitig forderte er die Bundesregierung auf, die Industrie an den Asse-Sanierungskosten zu beteiligen.

Röttgen will längere Laufzeiten der AKWs

Unterdessen hat die Bundesregierung die Verhandlungen mit den großen Energiekonzernen über längere Laufzeiten für Atomkraftwerke bereits begonnen. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) führe seit Montag bilaterale Gespräche mit den Konzernchefs, bestätigte eine Ministeriumssprecherin der Nachrichtenagentur dpa.

Zunächst war die Ankündigung eines Gesprächs für den kommenden Donnerstag - unter Leitung von Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU), mit Kraftwerks-Vorständen von Eon, RWE, Vattenfall und EnBW - als Verhandlungsstart zum geplanten Energiekonzept verstanden worden. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Gruppe, die bereits häufiger routinemäßig getagt hat.

Der bayerische Umweltminister Markus Söder (CSU) verlangt eine Mitsprache der Länder bei den Verhandlungen zur Laufzeitverlängerung. Sie hätten schließlich die Atomaufsicht und auch die Kompetenz, sagte Söder der Financial Times Deutschland. Zudem sollten die Länder an den Zusatzgewinnen beteiligt werden, die die Kraftwerksbetreiber im Gegenzug für die Laufzeitverlängerung abgeben müssen.

Vor allem darüber wird verhandelt. Die Union erwartet nach Angaben von Bundestags-Fraktionschef Volker Kauder zweistellige Milliarden-Beträge. Die Verlängerung der Atommeiler-Laufzeiten über 2022 hinaus - Söder spricht von 10 Jahren - soll neben Kohlekraftwerken die Stromversorgung überbrücken, bis eines Tages erneuerbare Energien die Hauptquelle für deutschen Strom bilden.

© sueddeutsche.de/AFP/vbe/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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