Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat ihren Rücktritt erklärt. Die 60-Jährige legt auch ihr Amt als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen nieder, wie sie in Bielefeld vor Journalisten erklärte. Dieser Schritt falle ihr nicht leicht, sagte sie. Es sei für sie persönlich eine schwerwiegende Entscheidung. Sie habe sich für beide Ämter mit Leidenschaft und Herzblut eingesetzt - und mit "Redlichkeit", die sie sich von niemandem absprechen lasse, wie sie hinzufügte. Sie reagiert damit auf Vorwürfe wegen des Umgangs mit einem mutmaßlichen Fall sexualisierter Gewalt in ihrem früheren Kirchenkreis.
Die Siegener Staatsanwaltschaft ermittelt in mehreren Verdachtsfällen gegen einen Mann, der früher wie Kurschus im Kirchenkreis Siegen tätig war. Es geht um die Frage, was sie wann gewusst hat. Ob bei ihm strafrechtlich relevantes Verhalten vorliege, sei nach bisherigem Ermittlungsstand unklar, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe bisher "keinerlei Hinweise, dass es zu körperlicher Gewalt oder einer Drohung gegen Leib und Leben gegen eine Person" gekommen sei.
Der Fall um die höchste Repräsentantin der evangelischen Kirche und Chefin der westfälischen Landeskirche hatte viele aufgewühlt. Der Rat der EKD hatte in den vergangenen Tagen mehrfach mit und ohne Kurschus getagt. Das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt, in dem Betroffene und Kirchenvertreter sitzen, hatte eine lückenlose Aufklärung verlangt.