Amerikanisch-türkische Beziehungen:Türkei lässt US-Pastor Brunson frei

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Der Fall des US-Pfarrers Andrew Brunson hat für Wirbel in den türkisch-amerikanischen Beziehungen gesorgt. (Foto: dpa)
  • Ein türkisches Gericht hebt Hausarrest und Ausreisesperre gegen den US-Geistlichen Andrew Brunson aus.
  • Seine Festnahme hatte das Verhältnis zwischen der Türkei und den USA stark belastet.
  • Brunson verließ die Türkei noch am Abend und flog zusammen mit seiner Frau Norine in Richtung Deutschland.

Nach einem schweren Zerwürfnis mit den USA ist der seit rund zwei Jahren in der Türkei festgehaltene US-Pastor Andrew Brunson frei. Ein Gericht im westtürkischen Izmir ordnete die Aufhebung des Hausarrests an. Auch die Ausreisesperre wurde aufgehoben.

Brunson verließ die Türkei noch am Abend und flog zusammen mit seiner Frau Norine in Richtung Deutschland. Nach einem Zwischenstopp werde Brunson bereits am Samstag in den USA erwartet, sagte ein Sprecher des Weißen Hauses.

Die gleichzeitig verordnete Haftstrafe von drei Jahren, einem Monat und 15 Tagen wegen Terrorvorwürfen muss er damit nicht antreten. Türkischen Medienberichten zufolge wird die bereits in Haft verbrachte Zeit angerechnet.

Während des international mit Spannung verfolgten Gerichtstermins waren zentrale Zeugenaussagen in sich zusammengefallen. Ein Zeuge widerrief die Behauptung, dass ein syrisches Mitglied von Brunsons Kirchengemeinde Bomben für Terrorangriffe gebaut habe.

Der Fall Brunson belastet seit Monaten die Beziehungen zwischen den Nato-Partnern USA und Türkei. Um die Freilassung des Pastors zu erreichen, hatte US-Präsident Donald Trump im August Sanktionen und Strafzölle verhängt, die Türkei reagierte mit Gegenmaßnahmen. Die türkische Lira brach daraufhin auf historische Tiefstände ein, die Währungskrise dauert auch Wochen später noch an. Auf die Entscheidung des Gerichts reagierte die Lira sofort mit einem Ausschlag nach oben.

Türkische Behörden warfen dem Presbyterianer-Pastor vor, ein Spion zu sein. Sie verhafteten ihn nach dem Putschversuch gegen Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Jahr 2016. Nach fast zwei Jahren Haft war er im Juli aus dem Gefängnis entlassen worden, stand aber unter Hausarrest und durfte das Land nicht verlassen. Ihm drohten bis zu 35 Jahre Haft.

Die Türkei beschuldigte ihn, die Putschisten unterstützt zu haben. Zudem soll er dem Netzwerk des islamischen Predigers Fethullah Gülen angehören und Kontakte zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK haben. Gülen lebt in den USA und wird von Erdoğan für den Putschversuch verantwortlich gemacht. Der türkische Staatschef erklärte mehrfach, Brunson gegen Gülen austauschen zu wollen.

© SZ.de/dpa/rtr/lalse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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