Digitale Angriffe auf Westeuropa:Bundesregierung sieht Russland hinter Cyberattacken

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Die "Hauptverwaltung des Generalstabs der russischen Streitkräfte", die auch als russischer Militärgeheimdienst GRU bekannt ist. (Foto: dpa)
  • Die deutsche Bundesregierung bezichtigt Russland, hinter massiven Cyberattacken der vergangenen Jahre zu stecken.
  • Hacker hatten das Datennetz des Bundes und den Bundestag vor einigen Monaten ins Visier genommen.
  • Regierungssprecher Seibert sprach nun davon, dass die virtuellen Angriffe höchstwahrscheinlich auf den russischen Militärgeheimdienst GRU zurückgehen.
  • Die britische Cyberabwehr hatte zuvor eine Liste von Hackergruppen veröffentlicht, hinter denen der russische Geheimdienst stecken soll.
  • Der niederländische Geheimdienst teilt die Einschätzung der Briten ebenfalls.

Wie Großbritannien beschuldigt nun auch die Bundesregierung offiziell Russland als Urheber massiver Cyberattacken der vergangenen Jahre. "Auch die Bundesregierung geht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass hinter der Kampagne APT28 der russische Militärgeheimdienst GRU steckt", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin.

Virtuelle Angriffe auf das Datennetz des Bundes und den Bundestag haben vor einigen Monaten Schlagzeilen gemacht. Dabei sollen sie auch Daten erbeutet haben. Hinter diesem Angriff wurde nach früheren Angaben aus deutschen Sicherheitskreisen auch die Hackergruppe "Snake" vermutet, die ebenfalls dem russischen Geheimdienst zugerechnet wird.

Paris solidarisiert sich mit London und Den Haag

Die britische Cyberabwehr hatte am Donnerstag eine Liste von Hackergruppen veröffentlicht, hinter denen der russische Geheimdienst stecken soll. Unter anderem befindet sich auf dieser Liste ebenfalls APT28. Die Einheit, die auch unter dem Namen "Fancy Bear" bekannt ist, soll im Frühjahr 2015 in das Netz des Bundestages eingedrungen sein und während des amerikanischen Wahlkampfs 2016 Computer der US-Demokraten infiltriert haben.

Der niederländische Geheimdienst teilt die Einschätzung der Briten ebenfalls. Vor Kurzem hatte das Land vier Russen ausgewiesen, die einen Einsatz gegen die in Den Haag ansässige Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) geplant haben sollen. Zum Zeitpunkt des Angriffs untersuchte die OPCW Vorwürfe von Chemiewaffeneinsätzen im syrischen Bürgerkrieg und den Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal in Großbritannien.

Das bei den Russen beschlagnahmte Material habe Hinweise darauf enthalten, dass auch Hackerattacken auf die strafrechtlichen Untersuchungen zum Abschuss des Passagierflugzeuges MH17 geplant waren, sagte Verteidigungsministerin Ank Bijleveld am Donnerstag.

Frankreich drückte mit Blick auf die Vorwürfe an Russland inzwischen seine "volle Solidarität" mit den Niederlanden und mit Großbritannien aus.

© SZ.de/dpa/csi/odg/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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