Familie von Kandidat Donald Trump:It's a Family Affair

Lesezeit: 3 min

Donald Trump mit seinem Vize-Kandidaten Mike Pence und seinen Kindern. (Foto: AFP)

Die erwachsenen Kinder von Donald Trump gehören zu den wichtigsten Rednern beim Parteitag. Sie steuern seinen Wahlkampf, beraten und verteidigen ihn - und lächeln die Hetze ihres Vaters ganz einfach weg.

Von Sacha Batthyany, Cleveland

Vor etwas mehr als einem Jahr verkündete Ivanka Trump auf der Bühne im Trump-Tower in New York, dass ihr Vater kandidieren und ins Rennen um die Präsidentschaft einsteigen werde. Diesen Donnerstag wird Ivanka Trump wiederum auf der Bühne stehen, jetzt in Cleveland, und vor Millionen amerikanischen Fernsehzuschauern verkünden, er habe das Rennen gewonnen. Sie wird nach vier Tagen und einer ganzen Reihe an Sprechern die Letzte sein, die ihren Vater als wahren Leader bezeichnet, kurz bevor sich dann Donald Trump feiern lassen wird und die obligaten Ballone von der Decke fallen.

Es war eine bizarre Veranstaltung vor einem Jahr, als Donald Trump zum ersten Mal von dieser Mauer sprach, die er bauen werde, und als er alle Mexikaner als Vergewaltiger abstempelte. Kaum jemand nahm die Kandidatur des Immobilienspekulanten damals ernst. Die Veranstaltung in dieser Woche nennt sich Nominierungsparteitag - und sie ist nicht minder skurril.

US-Wahl
:Die Familie hinter Donald Trump

Aus drei Ehen hat Donald Trump insgesamt fünf Kinder. Sie spielen eine zentrale Rolle im Wahlkampf. Ein Überblick.

Von Minh Thu Tran

Die Republikanische Partei versucht in Cleveland Geschlossenheit zu demonstrieren, obwohl kaum ein Präsidentschaftskandidat vor Trump seine eigene Partei derart spaltete. Viele große Namen sind abwesend: die Bushs, Mitt Romney und John McCain, der verkündete er sei beim Angeln. Dafür nimmt Trumps Familie eine immer zentralere Rolle ein.

Trumps älteste Kinder, Donald Jr., Eric und Ivanka, gehören zu seinen engsten Beratern, obwohl sie über keinerlei politische Erfahrung verfügen, aber gleiches gilt ja auch für ihren Vater. Schaut man sich ihre Social-Media-Einträge an, dann ist da mehr von Mode und Golfen die Rede. Sie haben ihren Vater von Beginn seiner Kandidatur an begleitet. Standen sie anfänglich noch im Hintergrund, traten sie im Verlauf der Monate immer öfter auch vor die Kameras. Am Parteitag diese Woche in Cleveland werden sie alle als Redner auftreten.

Hinter dem Rauswurf des Wahlkampfmanagers steckt der Trump-Clan

Trumps Kinder seien es gewesen, die den Immobilienspekulanten dazu bewogen hätten, sich für Mike Pence als Vizepräsidenten zu entscheiden, heißt es. Sie stünden auch hinter der Entlassung von Corey Lewandowsky, Trumps ehemaligem Kampagnenleiter.

Zum engsten Familienkreis gehört auch Jared Kushner, 35, Ivankas Mann und Trumps Schwiegersohn. Er soll an Trumps außenpolitischen Reden mitgefeilt haben, und er wird jedes Mal wenn man Trump vorwirft, sich von antisemitischen Äußerungen nicht genügend zu distanzieren, in den Vordergrund gerückt. Kushner kommt aus einer orthodoxen jüdischen Familie.

Nominierungsparteitag in Cleveland
:Trump, Trump und nochmals Trump

Familienlob für Daddy - und viel Feindseligkeit für Clinton: Fotos vom zweiten Tag des Nominierungparteitags der US-Republikaner für die Präsidentenwahl.

Die Loyalität von Trumps Kindern zu ihrem Vater ist erstaunlich. Anders als bei Ronald Reagans Sohn etwa fällt kein Wort der Kritik. Es ist keine Rebellion bekannt, wie in der Familie Bush, obwohl es den Trumps an Gründen sicher nicht mangelte. Donald Trump ließ sich von Ivana, seiner ersten Frau und der Mutter der drei, scheiden, da waren sie noch im Teenageralter. Sie konnten seine späteren Sexaffären, mit denen Trump prahlte, in den bunten Blättern nachlesen.

"Er war immer für uns da", sagen sie heute im Chor. "Unser Vater ist halt wie er ist und lässt sich von niemandem den Mund verbieten." Es gibt einen Dokumentarfilm über Ivanka Trump aus dem Jahr 2003, "Born Rich", in dem sie sagt, wie stolz sie auf ihren Vater sei. Einzig von Donald Junior, dem ältesten Sohn, weiß man, dass er nach seiner Ausbildung ausscherte und es vorzog, als Barkeeper zu arbeiten, anstatt sich im Trump-Tower um die Geschäfte zu kümmern. Bis er eingesehen habe, was wirklich im Leben zähle, wie er in einem Interview sagte: "Arbeit, Disziplin und Familie."

Ivanka lächelt die Attacken ihres Vaters einfach weg

Unter allen Trump-Kindern, zwei weitere kamen später noch hinzu, sticht die älteste Tochter hervor: Ivanka Trump, 34, dreifache Mutter, ehemaliges Fotomodel mit eigener Schuh- und Schmuckkollektion. Sie war eng mit Chelsea Clinton befreundet, doch die beiden berühmten Töchter haben sich entschlossen, ihre Freundschaft auf Eis zu legen, solange sich ihre Eltern verbal attackieren.

Ivanka gilt als Trumps Liebling, was man auch daran erkennt, dass sie bei den viertägigen Donald-Trump-Festspielen in Cleveland ganz zum Schluss auftreten wird: Sie darf ihren Vater zum König krönen. Die Söhne nennen sie "Vaters Prinzessin", für die amerikanischen Medien ist sie die eigentliche First Lady, da Melania Trump, die Ehefrau, sich nach wie vor lieber im Hintergrund aufhält und dazu ein Gesicht macht, als würde sie der ganze Rummel nicht sonderlich interessieren.

Ivanka fiel in diesen vergangenen Monaten die Rolle zu, die Attacken ihres Vaters gegen Muslime, Mexikaner oder Frauen wegzulächeln. Und sie tat das sehr geschickt und professionell. Er sei ein "wahrer Feminist", wiederholte sie immer wieder und wies darauf hin, wie vielen Frauen Trump zur Karriere verholfen habe. Ivanka selbst inszeniert sich als moderne Mutter und selbstbewusste Geschäftsfrau und wird bald mit einem Buch über Frauen in der Arbeitswelt Millionen verdienen. "Sie hat jetzt schon gewonnen", schrieb die Washington Post, "wie auch immer ihr Vater gegen Hillary Clinton abschneiden wird."

Tatsächlich scheinen die Kinder Donald Trumps Image gutzutun. Das zweifelhafte Argument, dass ein Mann, der eine solche Familie zustande brachte, nicht schlecht sein kann, hört man von Trump-Unterstützern immer wieder, womit sie sagen wollen, dass ihn das auch für den Job im Weißen Haus qualifiziere. Trump hat eine Imagekorrektur jedenfalls gerade bei den weiblichen Wählern bitter nötig. 75 Prozent der Amerikanerinnen sprachen sich in einer Umfrage von ABC News und Washington Post gegen ihn als Präsidenten aus.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNominierungsparteitag der Republikaner
:Ich bin's, der Rockstar

Gegen Donald Trump haben selbst seine größten Gegner bei den Republikanern keine Mittel mehr. Seine Frau weiß, was jetzt kommt: noch mehr Drama.

Von Nicolas Richter

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: