Nortorf:Nach Bauernprotesten bei Supermarktketten: Gespräche geplant

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Das Logo an einer Aldi-Filiale. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild)

Mehrere Tage lang haben Bauern mit Traktoren die Zentrallager der großen Supermarktketten im Norden blockiert, weil sie zu starke Milchpreissenkungen...

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Siek (dpa/lno) - Mehrere Tage lang haben Bauern mit Traktoren die Zentrallager der großen Supermarktketten im Norden blockiert, weil sie zu starke Milchpreissenkungen befürchten. Nun haben ihre Aktionen erste Ergebnisse gebracht. So habe sich die Bauernbewegung „Land schafft Verbindung“ (LsV) in der Nacht zu Mittwoch mit der Lidl-Führungsebene auf gemeinsame Gespräche bis zum 11. Januar geeinigt, sagte Schleswig-Holsteins LsV-Vorsitzende Uta von Schmidt-Kühl der Deutschen Presse-Agentur. Der Einigung waren mehrstündige Treckerproteste von Dutzenden Bauern vor dem Lidl-Zentrallager in Siek (Kreis Stormarn) vorausgegangen. Der Polizei zufolge waren rund 70 Traktoren unterwegs.

Eine ähnliche Vereinbarung habe die Bewegung kurz zuvor in Niedersachsen mit Aldi ausgehandelt. Aldi bestätigte die Gespräche auf dpa-Nachfrage. Darin hätte der Konzern zudem zugesagt, „kurzfristig weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der deutschen Landwirtschaft umzusetzen“, teilte ein Aldi-Sprecher mit.

Eine Lidl-Sprecherin erklärte: „Wir haben Verständnis für den Unmut der Landwirte. Um dem Anliegen der gesamten Landwirtschaft gerecht zu werden, brauchen wir einen branchenweiten Dialog, der mit allen Verhandlungspartnern entlang der Lieferkette inklusive der Politik, insbesondere dem Landwirtschaftsministerium, geführt wird.“

ALDI Nord und ALDI Süd wollen ihre konventionelle und Bio-Frischmilch künftig nur noch aus heimischer deutscher Landwirtschaft beziehen und sich zugleich für langfristige Verträge einsetzen, um deutschen Landwirten eine bessere Planungssicherheit zu geben, hieß es weiter. Die vielen strukturellen Herausforderungen der deutschen Landwirtschaft könne Aldi als Händler allerdings nicht allein lösen. Deshalb müssten alle Beteiligten der Wertschöpfungskette mit einbezogen werden.

Bei den nun für den Januar geplanten Gesprächen sollen das Bundeslandwirtschaftsministerium, die Einzelhandelsketten Rewe, Aldi, Lidl und Edeka, die Bauern sowie die verarbeitenden Betriebe, also Molkereien und Schlachtereien, dabei sein. LsV-Vertreterin von Schmidt-Kühl: „Wir haben darauf bestanden, dass die verarbeitenden Betriebe mit an den Tisch geholt werden, weil wir es mittlerweile leid sind, dass der schwarze Peter immer wieder nur auf den Nächsten geschoben wird.“

Gemeinsam soll nun der Bauernbewegung zufolge über Regeln gesprochen werden, die faire Bedingungen für alle Mitglieder der Lieferkette sicherstellen. Die Bauern wollen dabei unter anderem, dass Preiserhöhungen auch bei ihnen ankommen und dass frische Lebensmittel wie vertraglich vereinbart abgenommen werden.

Ursprünglicher Auslöser der Proteste in Norddeutschland waren turnusmäßige Butterpreis-Verhandlungen von Aldi mit den Molkereien. Die Bauern fürchteten, dass dabei die Preise deutlich mehr als üblich gedrückt werden sollten.

Ob es bis zu den möglichen Gesprächen Anfang Januar weitere Proteste der Bauern geben wird, konnte von Schmidt-Kühl zunächst nicht sagen. „Proteste sind nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen.“

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