Impfgipfel:Merkel erneuert Impfversprechen

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In den Streit um die Lieferung von Impfstoffen kommt Bewegung. (Foto: Dmitry Feoktistov/imago images/ITAR-TASS)

Bis Ende des Sommers werde jeder Bürger ein Impfangebot bekommen, bekräftigt die Kanzlerin nach einem Krisentreffen von Bund und Ländern. Das Impfen sei jetzt Chefsache, so Söder.

Von Nico Fried und Cerstin Gammelin, Berlin

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Versprechen erneuert, dass jeder impfwillige Bürger bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot erhalten kann. "Daran halte ich fest", sagte Merkel nach einem Impfgipfel am Montagabend in Berlin. An diesem Angebot könne auch festgehalten werden, wenn keine weiteren Vakzine zugelassen würden - und man nur mit den bereits zugelassenen Herstellern Biontech/Pfizer, Moderna und Astra Zeneca arbeiten müsse. Merkel kündigte an, einen nationalen Impfplan aufzulegen, um "mehr Sicherheit zu geben, wie das Einladungsmanagement erfolgen kann".

Die Beratungen im Kanzleramt, an denen die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder, Gesundheitsexperten, EU-Kommissare und Vertreter der Pharmaunternehmen teilgenommen hatten, dauerten fast sechs Stunden. Die meiste Zeit hatte man mit den Pharmaunternehmen über weitere Lieferungen von Impfstoffen verhandelt. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, man sei vorangekommen, aber nur in kleinen Schritten. "Es wird im ersten Quartal knapp bleiben." Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einer "ehrlichen Bestandsaufnahme", man werde nicht mehr Impfstoff im ersten Quartal haben. Er warnte, die Lage schlechter zu reden als sie sei - aber auch nicht besser. Man könne nicht nach der Stoppuhr impfen. Das Impfen sei jetzt Chefsache.

Der Impfgipfel war einberufen worden, weil heftige Kritik an den Pharmaunternehmen laut geworden war, die Zusagen an Liefermengen zurückgezogen hatten. Die Bestellpolitik der EU-Kommission war heftig angegriffen worden, auch das Impf-Management von Bund und Ländern. Unmittelbar vor dem Treffen hatten die Impfstoffproduzenten ihre Bereitschaft signalisiert, mittelfristig mehr Dosen zu liefern - darunter die Hersteller Pfizer/Biontech und Astra Zeneca. Der Pharmakonzern Bayer hatte bekannt gegeben, in die Herstellung von Covid-19-Impfstoffen einsteigen und das noch in der Entwicklung befindliche Präparat des Tübinger Biotechnologie-Unternehmens Curevac produzieren zu wollen.

Erst ab April ist mit deutlich mehr Impfstoff zu rechnen

Erst von April an wird mit deutlich mehr Impfstoffdosen zu rechnen sein. Im zweiten Quartal kann Deutschland mit insgesamt 77,1 Millionen Impfdosen rechnen. Es wird erwartet, dass auch die Impfstoffe von Curevac und Johnson & Johnson zugelassen werden und dann zur Verfügung stehen. Im dritten Quartal sollen es alles in allem 126,6 Millionen Impfdosen sein. Das entspräche mehr als 60 Millionen vollständigen Impfungen. Kanzlerin Merkel hatte im Januar angekündigt, dass alle Impfwilligen bis Ende des kalendarischen Sommers am 21. September ein Impfangebot erhalten sollen, vorausgesetzt, es kommen keine neuen Lieferschwierigkeiten dazu. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hatte Zweifel angemeldet: Das Ziel sei nur mit großer Anstrengung zu schaffen.

Der Pharmakonzern Bayer will mit dem Tübinger Biotechnologie-Unternehmen Curevac kooperieren und in die Produktion von Covid-19-Impfstoffen einsteigen. Eine eingehende Prüfung habe ergeben, "dass wir über die erforderlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten verfügen, den mRNA-basierten Impfstoff von Curevac herstellen zu können". Das Präparat von Curevac wird derzeit entwickelt und ist noch nicht zugelassen. Curevac-Chef Franz-Werner Haas stellte zum Ende des Jahres eine Produktion von "mehreren Hundert Millionen Dosen" in Aussicht. Das Produktionsnetzwerk werde mithilfe des Bayer-Konzerns so ausgeweitet, dass bis Ende 2022 mindestens eine Milliarde Dosen produziert werden könnten.

Unterdessen gehen die Infektionszahlen in Deutschland tendenziell weiter zurück. Das Robert-Koch-Institut meldete am Montag 5608 neue Corona-Fälle. So niedrig lag die Zahl nach einem Wochenende seit mehr als drei Monaten nicht mehr. Allerdings fehlten die Zahlen für Sachsen-Anhalt. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die durchschnittlichen Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, liegt bundesweit bei 91. Ziel ist es, sie auf unter 50 zu senken. Söder warnte vor überzogenen Erwartungen an mögliche Lockerungen nach dem 14. Februar. Das sei "zu früh". Die Ministerpräsidenten wollen sich am 10. Februar erneut treffen, um über den weiteren Lockdown zu beraten. Merkel sagte zudem, solange nur eine kleine Minderheit geimpft sei und die ganz große Mehrheit nicht, werde es keine Freiheiten für Geimpfte geben.

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