Corona weltweit:Niederlande verhängen harten Lockdown wegen Omikron-Variante

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Die Maßnahme soll ab Sonntagmorgen bis mindestens 14. Januar gelten, sagt Ministerpräsident Rutte. 300 Passagiere müssen ihr Kreuzfahrtschiff verlassen. London ruft den Katastrophenfall aus.

Für etwa 300 Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes im Atlantik ist die Fahrt eine Woche früher vorbei als geplant - wegen mehrerer Corona-Fälle an Bord. Wie das Unternehmen Tui Cruises mitteilte, verlassen alle 1600 Passagiere der Mein Schiff 4 am Sonntag in Las Palmas de Gran Canaria das Schiff - die meisten von ihnen planmäßig. Aber auch jene, die noch sieben Tage auf dem Schiff verbringen wollten, müssen von Bord, sagte eine Unternehmenssprecherin.

Auf dem Schiff war zunächst bei vier Gästen eine Infektionen festgestellt worden, nach einer Testung aller Passagiere und der Besatzung seien einige weitere Fälle hinzugekommen, hieß es. Die Betroffenen und Kontaktpersonen wurden in Absprache mit den spanischen Behörden in einem dafür vorgesehenen Bereich an Bord isoliert. Sie sollen nun an Land weiter in Quarantäne bleiben. Die Infizierten hätten entweder keine oder nur leichte Symptome. Das Schiff sollte noch am Sonntag mit neuen Gästen wieder ablegen. An Bord gelte zurzeit das 3-G-Modell (geimpft, genesen, getestet), vom 23. Februar an 2G plus (geimpft oder genesen mit zusätzlichem Test).

  • Freiheit und Gesundheit aller sind in Gefahr

Niederlande verhängen harten Lockdown wegen Omikron-Variante

Die Niederlande haben kurz vor Weihnachten wegen der Omikron-Variante des Coronavirus einen neuen strengen Lockdown verhängt. Von diesem Sonntag an müssen fast alle Geschäfte, Gaststätten, Kultur- und Sporteinrichtungen, Schulen und Friseure schließen. Ausgenommen sind nur Läden wie Supermärkte und Apotheken, die für die Versorgung wichtig sind. Die extrem schnelle Verbreitung der Omikron-Variante zwinge zu diesen harten Maßnahmen, sagte Ministerpräsident Mark Rutte am Samstagabend in Den Haag. "Es ist unvermeidlich. Wir müssen eingreifen, um Schlimmeres zu verhindern."

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Zu Hause darf man nun in der Regel nur noch zwei Gäste empfangen - nur zu Weihnachten sind es vier. Der Lockdown soll zunächst bis zum 14. Januar gelten, also bis ins neue Jahr hinein. Eine Ausgangssperre werde es vorerst nicht geben, sagte Rutte. Bisher galt in dem deutschen Nachbarland mit etwa 17,5 Millionen Einwohnern schon ein "Abend-Lockdown". Die meisten Geschäfte, Gaststätten sowie Kultur- und Sporteinrichtungen mussten um 17 Uhr schließen.

Das Beratergremium der Regierung hatte wegen der Omikron-Variante dringend zu dem strengeren Lockdown geraten. Es müsse Zeit gewonnen werden, um so viele Menschen wie möglich mit einer Booster-Impfung vor einer Covid-19-Erkrankung zu schützen. Die Niederlande sind im Vergleich zu anderen Ländern mit Auffrischungsimpfungen in Verzug. Die Verschärfungen hatten sich bereits abgezeichnet. Am Samstag waren viele Menschen in den Innenstädten unterwegs, um jetzt praktisch in letzter Minute noch Geschenke zu kaufen.

Die Omikron-Variante verbreitet sich nach Angaben der Experten viel schneller als bisher erwartet. In Amsterdam verdoppelt sich die Zahl der Infektionen alle zwei bis drei Tage. Bereits vor Weihnachten werde diese Variante in der Hauptstadt dominant sein, hieß es. Zur Zeit sinkt die Zahl der Neuinfektionen zwar. Doch die Krankenhäuser stehen unter hohem Druck, so dass sie nach Befürchtung der Fachleute einen weiteren Zustrom von Patienten nicht auffangen könnten. (18.12.2021)

London ruft wegen Omikron-Ausbreitung Katastrophenfall aus

Die britische Hauptstadt London ruft wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante des Corona-Virus am Samstag den Katastrophenfall aus. Der Anstieg der Omikron-Fälle sei sehr besorgniserregend, begründet Bürgermeister Sadiq Khan die Maßnahme. Die Omikron-Variante macht nach Schätzungen von Experten bereits mehr als 80 Prozent aller neuen Covid-19-Fälle in London aus.

Bereits Anfang Januar hatte die Stadt wegen Covid-19 den Katastrophenfall ausgelöst. Damals stand das Gesundheitssystem kurz vor dem Kollaps. Konkret bedeutet das, dass spezielle Notfallpläne in Kraft treten und sich die beteiligten Einheiten enger abstimmen. In ersten Londoner Krankenhäusern soll bereits Personal auf Intensivstationen und Notaufnahmen umgeschichtet werden, wie die Zeitung Guardian berichtet.

Britische Experten haben angesichts von Omikron gewarnt, dass in den kommenden Wochen Rekordwerte bei Neuinfektionen zu erwarten seien. In Großbritannien wurden am Samstag 10 059 neue Omikron-Fälle gemeldet - dreimal so viele wie am Tag zuvor. Insgesamt gibt es damit im Vereinigten Königreich rund 25 000 bestätigte Omikron-Fälle. In London hat die neue Virus-Variante bereits die bislang dominierende Variante Delta verdrängt. (18.12.2021)

Österreich: Einreise ohne Test nur noch für Geboosterte

Österreich verschärft seine Einreisebestimmungen zur Eindämmung der Omikron-Variante weiter. Ohne Testnachweis ins Land dürfen ab 20. Dezember nach Angaben des Gesundheitsministeriums nur noch dreifach geimpfte Menschen. Zweifach Geimpfte und Genesene müssten einen negativen PCR-Test vorlegen. Ansonsten müssten die Reisenden sofort in Quarantäne. Diese Heimquarantäne sei erst zu beenden, wenn nach der Einreise ein negatives Ergebnis bestätigt worden sei. Von den neuen Regeln ausgenommen seien Schwangere und Personen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden könnten. Der Ausnahmegrund sei durch ein ärztliches Attest nachzuweisen. Sonderregeln gebe es außerdem für Kinder. Für Pendlerinnen und Pendler bleibe es bei der gewohnten 3G-Regel. ( 18.12.2021)

Großbritannien: "Partygate"-Ermittler wegen Feiern in eigener Abteilung abgelöst

Simon Case sollte eigentlich herausfinden, ob Ende vergangenen Jahres tatsächlich Weihnachtspartys in Downing Street gefeiert wurden, während genau das im restlichen Großbritannien verboten war - eine äußerst heikle Sache für Premierminister Boris Johnson. Nun berichteten britische Medien, der zur Untersuchung der angeblichen Lockdown-Partys beauftragte oberste Beamte habe in seiner Abteilung selbst Feiern geduldet. Er wurde umgehend abgelöst.

Die an seiner Stelle nun mit den Ermittlungen betraute Sue Gray aus dem Bauministerium genießt in Westminster parteiübergreifend einen guten Ruf. Der Abgeordnete Ian Blackford von der Scottish National Party (SNP) kritisierte allerdings in einem BBC-Interview, dass erneut eine Regierungsbeamtin beauftragt wurde und forderte eine unabhängige Untersuchung. Die stellvertretende Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Angela Rayner, sagte, es gehe nun darum, Vertrauen wiederherzustellen. "Im Moment fragen sich die Leute: Welches Ministerium hat keine Party gefeiert?", sagte sie. Es sei "unglaublich enttäuschend, denn wir wissen alle, was vor sich ging, während diese Partys stattfanden. Menschen konnten ihre Lieben, die im Sterben lagen, nicht sehen und erbrachten unglaubliche Opfer." (18.12.2021)

New York verteilt Masken und Selbsttests

Angesichts von steigender Corona-Infektionszahlen will New York in den kommenden Tagen hunderttausende Masken und Selbsttests verteilen. Rund eine Million Masken und rund 500 000 Selbsttests würden ausgegeben, teilte Bürgermeister Bill de Blasio mit. "Es ist offensichtlich, dass die Omikron-Variante mit voller Kraft hier in New York angekommen ist". New York war im Frühjahr 2020 zum Hotspot der Pandemie geworden. Danach hatte sich das Infektionsgeschehen einigermaßen stabilisiert, war zuletzt aber wieder deutlich angestiegen. Die Stadt hatte darauf bereits mit einer wieder verschärften Maskenpflicht reagiert. Zahlreiche Broadway-Shows hatten wegen Corona-Fällen in den vergangenen Tagen bereits Aufführungen absagen müssen. ( 17.12.2021)

Dänische Regierung schränkt öffentliches Leben erneut ein

Angesichts der stetig steigenden Omikron-Fälle hat die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen angekündigt, Museen, Theater, Kinos, Zoos, Vergnügungsparks und Veranstaltungslokale zu schließen. Restaurants bleiben geöffnet, dürfen aber nach 22 Uhr keinen Alkohol mehr ausschenken und müssen um 23 Uhr schließen. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Regierung beschlossen, die Schulkinder eine Woche früher in die Weihnachtsferien zu schicken.

Die neuen Maßnahmen sollen am Sonntag um 8 Uhr in Kraft treten und für vier Wochen gelten. "Wir müssen weniger Menschen treffen und Abstand halten", sagte die Regierungschefin. In Dänemark, wo 5,8 Millionen Menschen leben, wurden am Freitag etwa 11 200 neue Corona-Fälle gemeldet, mehr als 20 Prozent davon macht die Omikron-Variante aus. ( 17.12.2021)

US-Gesundheitsbehörde rät von Johnson & Johnson ab

Die US-Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt künftig, andere Corona-Impfstoffe dem Wirkstoff von Johnson & Johnson vorzuziehen. Damit werde eine Empfehlung eines Beratergremiums übernommen, das kurz zuvor einstimmig entsprechend abgestimmt hatte, teilte die CDC am Donnerstag mit. Das Risiko einer Hirnvenenthrombose nach einer Impfung mit dem Präparat des US-amerikanischen Pharmaunternehmens sei höher als bislang bekannt, hieß es von dem Beratergremium zur Begründung. Dutzende Fälle und mindestens neun Todesfälle seien in den vergangenen Monaten registriert geworden.

Neben Johnson & Johnson sind in den USA noch die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen. Die Impfungen mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson waren im Frühjahr schon einmal vorübergehend ausgesetzt, nachdem erste Fälle von Hirnvenenthrombosen bekannt geworden waren. Jegliche Impfung sei aber besser als keine Impfung, betonte die CDC. Wer keine Impfung mit Biontech/Pfizer wolle oder haben könne, dem werde weiter das Präparat von Johnson & Johnson zur Verfügung stehen. ( 17.12.2021)

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