Corona-Sommerwelle:Grünen-Gesundheitsexperte Dahmen regt Empfehlung zu zweiter Booster-Impfung an

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Impfen in Baden-Württemberg: Womöglich wird eine vierte Impfung bald größeren Gruppen empfohlen als bisher. (Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Die Corona-Zahlen steigen deutlich, am Donnerstag liegt die Inzidenz in Deutschland bei 480. Gesundheitsminister Lauterbach hält sogar Werte über 1000 für denkbar. In der Politik beginnt derweil die Debatte über Gegenmaßnahmen.

Die Corona-Zahlen steigen wieder deutlich - und befeuern die Debatte um Auffrischungsimpfungen. Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen rät dazu, die entsprechenden Empfehlungen zum Boostern zu überprüfen. "Ich halte es vor dem Hintergrund neuer wissenschaftlicher Daten für dringend erforderlich, dass wir in Deutschland die Empfehlungen zur zweiten Auffrischungsimpfung noch einmal prüfen und gegebenenfalls rechtzeitig ausweiten", sagte Dahmen der Rheinischen Post.

So könnten beispielsweise auch Menschen, die jünger als 70 Jahre seien und gerade auch diejenigen mit Risikofaktoren, vor dem Herbst ein weiteres Impfangebot sowohl gegen Corona als auch gegen Influenza bekommen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den zweiten Booster bislang nur für Teile der Bevölkerung, unter anderem für Menschen ab 70 Jahren, Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen sowie Menschen mit Immunschwäche. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte eine vierte Impfung zuletzt Älteren und Vorerkrankten geraten, im ZDF legte er sie nun auch allen anderen nahe.

Bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist auf 480 gestiegen

Im Frühjahr und Sommer, wenn viele Aktivitäten draußen stattfinden, waren die Fallzahlen im bisherigen Pandemie-Verlauf stark heruntergegangen. Derzeit steigt die Inzidenz allerdings wieder deutlich an. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstagmorgen mit 480,0 angegeben.

Experten verweisen zur aktuellen Entwicklung auf den ansteckenderen Untertyp BA.5 der Omikron-Virusvariante, der zuletzt in Deutschland zulegte. Zudem waren im vergangenen Sommer Corona-Alltagsauflagen wie Maskenpflichten in Kraft. Jetzt sind staatliche Vorgaben weitgehend weggefallen. Der Immunologe Carsten Watzl befand: "Wir haben aktuell zwei Entwicklungen, die gegeneinander arbeiten. Zum einen ein saisonaler Effekt, der die Zahlen drückt, und auf der anderen Seite mit Omikron anders als in vergangenen Sommern eine Variante, die deutlich ansteckender ist", sagte Watzl den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Eine Sommerwelle sei zu erwarten gewesen. "Ich denke aber nicht, dass BA.5 den saisonalen Effekt komplett aufheben wird. Wahrscheinlich werden wir es mit Inzidenzen im Bereich von 500, 600, 700 zu tun haben. Dass wir, wie im letzten Winter, die 2000 erreichen, glaube ich nicht."

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte indessen RTL/ntv gesagt, er halte "vierstellige Inzidenz-Zahlen für möglich". Zwar gebe es keinen Grund zur Panik, allerdings würden nach steigenden Infektionszahlen künftig auch die Zahlen der Todesfälle wieder zunehmen. Das Gesundheitsministerium arbeitet an einer Impfkampagne für die kommenden Monate.

Der Deutsche Hausärzteverband hält das Offenhalten der Corona-Impfzentren im Sommer für verzichtbar. "Die Impfzentren stehen deutschlandweit leer", sagte Verbandspräsident Ulrich Weigeldt den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "Weswegen sie jetzt den gesamten Sommer weiterbetrieben werden sollen, erschließt sich überhaupt nicht." Das koste viel Geld, das woanders dringend gebraucht werde. "Die Hausärztinnen und Hausärzte haben bewiesen, dass die Impfungen in den Praxen am besten aufgehoben sind." Mit Blick auf Bezirke oder Regionen mit niedrigen Impfquoten, seien in der Vergangenheit zudem vielerorts gute Erfahrungen mit mobilen Impfteams gemacht worden. "Das ist ein Modell, das sicherlich auch im Hinblick auf den Herbst Sinn ergibt."

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