Chilenische Präsidentin:Folterer von Michelle Bachelets Vater verurteilt

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Chiles Präsidentin Michelle Bachelet. (Foto: AP)
  • Zwei ehemalige chilenische Offiziere sind zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, weil sie Anfang der 70er Jahre den Vater der amtierenden Präsidentin Michelle Bachelet gefoltert haben.
  • General Alberto Bachelet starb im März 1974 an einem Herzinfarkt, der laut Rechtsmedizin Folge der Folter war.

Mehrjährige Haftstrafen für chilenische Offiziere

Das Urteil kam nach 40 Jahren: Ein chilenisches Gericht hat am Donnerstag zwei ehemalige Offiziere zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, weil sie Anfang der 70er Jahre den Vater der amtierenden Präsidentin Michelle Bachelet gefoltert hatten.

General Alberto Bachelet hatte sich dem Militärputsch unter Führung von Augusto Pinochet gegen den sozialistischen Staatschef Salvador Allende im Jahr 1973 widersetzt und wurde deswegen festgenommen.

Die Schergen der Militärdiktatur (1973-1990) warfen dem Luftwaffengeneral seine Loyalität gegenüber dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende vor. In der Gefangenschaft wurde er unter anderen geschlagen und Stromschlägen ausgesetzt. Später wurde Bachelet unter Hausarrest gestellt. Er starb im Jahr 1974 an einem Herzinfarkt, der laut Rechtsmedizin Folge der Folter war.

Etwa 38 000 Chilenen wurden gefoltert

Wie die chilenische Justiz am Freitag mitteilte, wurde der heute 80-jährige Oberst Ramón Cáceres Jorquera zu drei Jahren und einem Tag Haft verurteilt, der 83-jährige Oberst Edgar Ceballos Jones muss ein Jahr weniger ins Gefängnis.

Richter Mario Carroza sagte, die früheren Luftwaffenoffiziere hätten "mehrfach zugegeben", ihren einstigen Vorgesetzten Alberto Bachelet gefoltert zu haben. Eine Bewährungsstrafe kommt für die Verurteilten nicht infrage, weil sie bereits in anderen Fällen wegen Menschenrechtsverletzungen schuldig gesprochen wurden.

Auch Bachelets Tochter Michelle wurde während der Militärherrschaft inhaftiert und gefoltert. Sie floh mit ihrer Mutter über Australien ins Exil in die DDR, wo sie an der Berliner Humboldt-Universität ihr Medizinstudium abschloss. Die inzwischen 63-Jährige war in den Jahren 2006 bis 2010 erstmals Präsidentin Chiles, im vergangenen März kehrte sie in das Amt zurück. Während der Herrschaft Pinochets, die im Jahr 1990 endete, wurden in Chile mehr als 3000 Menschen getötet oder verschwanden spurlos. Etwa 38 000 Chilenen wurden Opfer von Folter.

© Süddeutsche.de/dpa/afp/sosa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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