Flüchtlingspolitik:Merkel kann mit ihrer Partei umgehen, anders als Sigmar Gabriel

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Die Delegiertentreffen von CDU und SPD haben aber auch gezeigt, wie verschieden die beiden Parteien mit ihren Vorsitzenden, und wie unterschiedlich die beiden Vorsitzenden mit ihren Parteien umgehen. Wenn Sigmar Gabriel auftritt, fühlt man sich regelmäßig an General Strategus aus Asterix erinnert, der genervt von seiner Truppe schluchzt: "Sie sind alle so dumm, und ich bin ihr Chef."

Merkel wird die Angriffe aus der CDU gegen ihre Flüchtlingspolitik für nicht weniger unpassend empfunden haben als Gabriel die Kritik der Jungsozialisten an TTIP oder der Vorratsdatenspeicherung. Aber die CDU-Chefin würde mit ihren Kritikern nie so umgehen wie der SPD-Vorsitzende. Gabriel liegt seit Monaten in einer offenen Feldschlacht mit den Jusos. Von Merkel wurde dagegen kein einziges böses Wort über die Junge Union bekannt, obwohl der Parteinachwuchs die Politik der Vorsitzenden in den vergangenen Wochen genau so hart kritisiert hat wie die Jusos die von Gabriel. Merkels Leute streicheln ihre Kritiker in die gewünschte Richtung, Gabriel will sie dahin prügeln. Welche Strategie erfolgreicher ist, hat sich in den vergangenen Tagen gezeigt.

Dass der Parteitag der CDU - anders als der der SPD - nicht zum Fiasko wurde, liegt aber auch daran, dass die Junge Union und ihre Mitstreiter für eine härtere Flüchtlingspolitik sich nicht wie die Jungsozialisten benehmen. Die Jusos stritten nicht nur um Inhalte, sie griffen Gabriel auch persönlich an - und das in einer Situation, in der es gar nicht um eine Abstimmung über Inhalte ging. Die JU bemühte sich stattdessen beinahe übervorsichtig, die eigene Kanzlerin im Streit über die Inhalte nicht zu beschädigen. Wo die Jungsozialisten eher destruktiv sind, ist die Junge Union eher devot. Beides gilt mit Abstrichen auch für SPD und CDU insgesamt. Auch davon hat Merkel an diesem besonderen Tag in Karlsruhe profitiert.

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