Bundesanwaltschaft:Anklage erhoben im Fall des verschleppten Vietnamesen

Trinh Xuan Thanh im Januar in Hanoi (Vietnam) vor Gericht. (Foto: Doan Tan/dpa)

Der Ex-Politiker Trinh Xuan Thanh war mitten in Berlin in einen Transporter gezerrt und nach Vietnam gebracht worden. Für die Entführung wird der vietnamesische Geheimdienst verantwortlich gemacht.

Im Fall des aus Deutschland nach Vietnam entführten Geschäftsmanns Trinh Xuan Thanh hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen einen 47 Jahre alten Vietnamesen erhoben. Er soll unter anderem in Prag einen Transporter angemietet haben, der für die Entführung benutzt wurde, wie die Behörde am Mittwoch in Karlsruhe mitteilte. Die Anklage lautet auf geheimdienstliche Agententätigkeit und Beihilfe zur Freiheitsberaubung.

Die Entführung von Trinh Xuan Thanh hat im Sommer eine diplomatische Krise ausgelöst. Der Entführte ist ein ehemaliger kommunistischer Funktionär. Er war 2016 nach Berlin geflohen. Mit dem Regime der Sozialistischen Republik Vietnam hatte er sich überworfen. In Deutschland hatte er Asyl beantragt, Vietnams Regime hatte vergeblich um seine Auslieferung gebeten.

Vietnam weist jede Verantwortung zurück

Am 23. Juli wurde der Ex-Politiker in Berlin in ein Auto gezerrt - wenig später tauchten Fernsehbilder von ihm aus Vietnam auf. Hanoi behauptet, er sei freiwillig in seine Heimat zurückgekehrt. Thanh wurde inzwischen in Vietnam wegen Korruption und Misswirtschaft zu lebenslanger Haft verurteilt.

Vietnam
:Wie sich Vietnam ins internationale Abseits manövrierte

Im Sommer 2017 wird der Vietnamese Trinh Xuan Thanh aus Berlin entführt, nun steht er in Hanoi wegen Korruption vor Gericht. Das Vorgehen hat dem Ansehen des kommunistischen Landes schwer geschadet.

Von Arne Perras

Gegenüber der Bundesrepublik weist Vietnam zwar bis heute jede Verantwortung für die Entführung von sich. SZ-Recherchen ergaben aber, dass Mitarbeiter der Botschaft daran mitwirkten. Ermittlungen des Berliner Landeskriminalamts wiesen noch stärker darauf hin, dass die Entführung vom vietnamesischen Geheimdienst und von zahlreichen Mitarbeitern der Botschaft Vietnams in Berlin organisiert war. SZ-Informationen zufolge könnte die Aktion sogar durch einen Insider im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) unterstützt worden sein.

© SZ.de/afp/dpa/jsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: