Bürgerkrieg in Syrien:Assad ernennt neuen Premier

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In Aleppo toben heftige Kämpfe, in Damaskus kürt Präsident Assad Gesundheitsminister al-Halki zum neuen Regierungschef. Dessen Vorgänger war zu den Aufständischen übergelaufen - und noch ein weiterer Vertrauter des Machthabers soll jetzt die Seite gewechselt haben.

Syriens Präsident Baschar al-Assad hat dem staatlichen Fernsehen zufolge am Donnerstag einen neuen Ministerpräsidenten ernannt. Der bisherige Gesundheitsminister Wael Nader al-Halki soll auf Rijad Hidschab folgen, der sich vor einigen Tagen auf die Seite der Aufständischen geschlagen und das Land verlassen hatte. Der 1964 geborene Halki stammt aus der Provinz Deraa im Süden Syriens, wo der Aufstand gegen Assad vor 17 Monaten ausgebrochen war.

Assads neuer Premierminister: Wael Nader al-Halki (Foto: dpa)

Nach arabischen Medienberichten lief jedoch inzwischen auch Assads Protokollchef Moheddin Muslimani zu den Aufständischen über. Der Spitzenbeamte befinde sich noch auf syrischem Boden und werde seine Abwendung vom Regime demnächst in einer Videobotschaft bekanntgeben, zitierte der Fernsehsender al-Arabija einen Kommandeur der Rebellenarmee FSA, der bei der Flucht Muslimanis aus Damaskus geholfen haben soll.

Syrische Regierungstruppen und Aufständische haben sich am Donnerstag erneut heftige Kämpfe um die nördliche Metropole Aleppo geliefert. Die Regimetruppen hatten am Vortag einen neuen Anlauf gestartet, um die Aufständischen aus der seit fast drei Wochen umkämpften Millionenstadt zu verdrängen. Dabei setzten sie auch schwere Artillerie und Kampfflugzeuge ein. Verschiedenen Medienberichten zufolge hatten sich die Aufständischen zwischenzeitlich aus dem umkämpften Viertel Salaheddin zurückgezogen, Berichte über die derzeitige Situation in Aleppo sind jedoch nicht von unabhängiger Stelle nachprüfbar.

Beide Konfliktparteien wie Beobachter sehen im Ausgang der Schlacht um Aleppo eine Vorentscheidung in Hinblick auf das Schicksal des Assad-Regimes. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London wurden in dem Bürgerkriegsland allein am Mittwoch 170 Menschen getötet, davon 43 in Aleppo.

Auf Einladung der iranischen Führung wollen am Donnerstag in Teheran mehrere Staaten über die Lage in Syrien beraten. Noch ist unklar, wer genau an der Konferenz teilnimmt, die am Abend beginnen soll. Eingeladen sind Außenminister von Staaten, die nach Einschätzung Irans eine "realistische Einstellung" zur Krise in Syrien haben, praktisch aber das Assad-Regime in Damaskus unterstützen. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad bezeichnete das Treffen im Vorfeld als "neue Chance für Frieden in Syrien". Von den politisch maßgebenden Protagonisten in der Syrien-Krise hatte zunächst nur Russland zugesagt. Es wollte seinen Botschafter in Teheran schicken.

© Süddeutsche.de/afp/rtr/dpa/beitz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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