Kampf um Aleppo:Syrische Armee startet Bodenoffensive

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Es ist die größte Offensive der Regierungstruppen, seit der Kampf um Aleppo begann: Die syrische Armee ist offenbar in der Wirtschaftsmetropole auf dem Vormarsch, die Rebellen müssen ein heftig umkämpftes Viertel aufgeben.

Die syrische Armee hat offenbar ihre angekündigte Bodenoffensive in der umkämpften Wirtschaftsmetropole Aleppo gestartet. Das Militär dringe "von Westen nach Osten" in den von den Aufständischen gehaltenen Stadtteil Salaheddin ein, "um ihn in zwei Hälften zu teilen", sagte ein ranghoher Beamter der Nachrichtenagentur AFP. "Es wird nicht lange dauern, bis wir das Viertel kontrollieren, auch wenn einige Widerstandsnester zurückbleiben."

Ein örtlicher Kommandeur der Freien Syrischen Armee (FSA) bestätigte der AFP, dass das Militär mit Panzern in Salaheddin einrücke. Etwa 6000 bis 8000 Rebellen stehen demnach in Aleppo etwa 20.000 Regierungssoldaten gegenüber, die dort zusammengezogen wurden. Auch der libanesische TV-Sender Al Manar berichtete unter Berufung auf einen Kommandeur der Freien Syrischen Armee (FSA), Soldaten von Präsident Baschar al-Assad seien am Morgen mit Panzern in den heftig umkämpften Bezirk Salaheddin vorgerückt.

Das syrische Staatsfernsehen berichtete, die Regierungstruppen hätten Salaheddin gestürmt, die meisten Rebellen dort getötet und seien in einer neuen Offensive auch in andere Teile der Stadt vorgedrungen. Nach Darstellung des Staatsfernsehen wurden in den Distrikten Bab al-Hadid nahe der Zitadelle und Bab al-Nariab im Südosten Dutzende "Terroristen" getötet. Es handelt sich offenbar um die größte Offensive der Regierungstruppen, seit die Rebellen vor drei Wochen Teile Aleppos unter ihre Kontrolle gebracht hatten.

Schwerste Gefechte seit Beginn der Unruhen

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, Regierungssoldaten hätten das Viertel nach heftigem Bombardement gestürmt. Vor allem die Viertel Kartadschi, Tarik al-Bab und Schaar seien weiter heftig umkämpft. Aktivisten zufolge sind es die schwersten Gefechte in Salaheddin seit Beginn der Unruhen. Die Aufständischen hielten nach eigenen Angaben zuletzt etwa zwei Drittel Aleppos.

Die Rebellen hatten nach eigenen Angaben ihre Stellungen in Salaheddin aufgegeben. "Wir sind auf dem Rückzug, weg von hier", rief ein Kämpfer Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters entgegen. Ein von den Rebellen kontrollierter Checkpoint war nicht mehr zu sehen. Es waren Explosionen zu hören: Offenbar wurden Gebäude in der Nähe unter Beschuss genommen. Kämpfer rannten wild umher und riefen in Funkgeräte: "Die Armee ist eingedrungen, die Armee ist eingedrungen." Andere Rebellen dagegen bestritten Berichte über einen Rückzug.

Am Mittwochmorgen wurden in der Stadt laut der Beobachtungsstelle zwölf Menschen, darunter mindestens eine Frau und zwei Kinder, getötet, als eine Rakete in ein Haus einschlug. Am Dienstag waren in Syrien demnach landesweit 225 Menschen getötet worden, darunter 129 Zivilisten. Viele der 2,7 Millionen Einwohner Aleppos sind in der Stadt geblieben, während die syrische Armee Stadtviertel, in denen sie Rebellen vermutet, aus der Luft und mit Panzern bombardiert. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verurteilte den Beschuss von Wohnvierteln scharf.

© Süddeutsche.de/AFP/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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