Britischer U-Ausschuss zum Irak-Krieg:Blair in der Bredouille

Der frühere britische Premier Tony Blair muss sich zum zweiten Mal vor dem Untersuchungsausschuss zum Irak-Krieg verantworten. Er räumt ein, Hinweise auf die Unrechtmäßigkeit des Einmarsches bewusst verworfen zu haben. Die Invasion sei dennoch richtig gewesen.

Die Vergangenheit lässt ihn nicht los: Schon zum zweiten Mal binnen eines Jahres musste Tony Blair vor einem Untersuchungsausschuss zum Irak-Krieg aussagen. Der frühere britische Premierminister gab zu, Hinweise auf die Unrechtmäßigkeit der Invasion im Irak bewusst verworfen zu haben.

Schon im Morgengrauen erreichte der frühere Premier das Konferenzzentrum in Westminster; wenige Stunden später versammelten sich vor dem Gebäude Demonstranten, die Blair als "Bliar" (liar bedeutet Lügner) titulierten und ihm Kriegsverbrechen vorwarfen. (Foto: REUTERS)

Diese Hinweise kamen vom damaligen Generalstaatsanwalt Lord Peter Goldsmith. Er hatte Blair darauf hingewiesen, dass für einen Einmarsch eine weitere UN-Resolution nötig sei. Blair sagte, er sei davon ausgegangen, dass Goldsmith seine Meinung geändert hätte, wenn er den vollen Verhandlungsstand im UN-Sicherheitsrat gekannt hätte. Zudem habe er Bush nicht mit dieser "internen Rechtsdebatte" der britischen Regierung behelligen wollen, so Blair weiter. Auch habe Goldsmith später seine Ansicht geändert.

Der Untersuchungsausschuss in Westminster beschäftigt sich mit der Rechtmäßigkeit der britischen Beteiligung am US-geführten Einmarsch im Irak im Jahr 2003. Blair machte zu Beginn der auf mehrere Stunden angesetzten Anhörung deutlich, dass er den Einmarsch in den Irak aus damaliger Sicht für richtig hielt. Extremismus müsse bekämpft werden und könne nicht einfach verwaltet werden, sagte Blair. Er habe schon sehr früh klar gemacht, dass Großbritannien in der Irak-Frage Seite an Seite mit den USA stehen werde.

Blair war bereits im Morgengrauen, zwei Stunden vor Beginn der Anhörung, in das Konferenzzentrum in Westminister gegangen. Erst danach versammelte sich eine Schar von Demonstranten vor dem Gebäude, die Blair Kriegsverbrechen vorwarfen. Unter den Demonstranten waren auch Angehörige von britischen Soldaten, die im Irak getötet oder schwer verwundet wurden.

© sueddeutsche.de/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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