US-Justiz:USA klagen belarussische Offizielle wegen Luftpiraterie an

Die Polizei nimmt Roman Protassewitsch in Minsk fest, nachdem die Behörden sein Flugzeug abgefangen hatten. (Foto: Sergei Grits/AP)

Die Klage steht im Zusammenhang mit der Festnahme des belarussischen Regierungskritikers Roman Protassewitsch. Sein Ryanair-Flug 4978 war dafür von den belarussischen Behörden zur Landung in Minsk gezwungen worden.

Acht Monate nach der erzwungenen Landung einer Ryanair-Maschine mit dem Blogger Roman Protassewitsch an Bord in Minsk werden vier belarussische Regierungsvertreter in den USA angeklagt. Die New Yorker Staatsanwaltschaft teilte am Donnerstag (Ortszeit) mit, den Beschuldigten werde wegen der Umleitung von Ryanair-Flug 4978 im vergangenen Mai "Verschwörung zur Luftpiraterie" vorgeworfen, worauf als Höchststrafe lebenslange Haft stehe. Ziel der Tat sei die Festnahme des belarussischen Regierungskritikers Protassewitsch gewesen. Die USA würden mit ausländischen Partnern zusammenarbeiten, um die Angeklagten vor Gericht zu bringen.

Die Beschuldigten hielten sich weiterhin in Belarus auf, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Bei ihnen handele es sich um den Generaldirektor des für die Flugsicherung zuständigen Staatsunternehmens Belaeronavigatsia, um dessen Stellvertreter sowie um zwei Mitarbeiter der belarussischen Sicherheitsdienste. Unter den Passagieren seien auch vier US-Staatsbürger gewesen.

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Die Behörden in Belarus hatten im Mai vergangenen Jahres eine Ryanair-Passagiermaschine auf dem Weg von Athen nach Vilnius mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Die erzwungene Landung war mit einer Bombendrohung begründet worden. Auch diese fingierte Bombendrohung ging nach Überzeugung der New Yorker Staatsanwaltschaft auf die Angeklagten zurück.

Unter den mehr als 100 Passagieren an Bord waren der Blogger Roman Protassewitsch, Mitgründer des oppositionellen Telegram-Kanals Nexta, und seine Freundin Sofia Sapega. Beide wurden nach der Landung verhaftet. Die EU, Großbritannien und die USA verhängten daraufhin weitere Sanktionen gegen die ehemalige Sowjetrepublik.

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