Hunderte Chinesen sind nach Polizeiangaben von Vietnam aus in das Nachbarland Kambodscha geflohen. Grund dafür ist die jüngste Gewalt gegen ausländische Firmen: Aus Protest gegen China hatten Tausende Vietnamesen etwa 100 Fabriken im Land gestürmt und angezündet, die sie in chinesischem Besitz wähnten.
Mehr als 600 Chinesen hätten bei Bavet nun die Grenze überquert, sagte ein Sprecher der kambodschanischen Polizei. Sie seien in Gästehäusern und Hotels untergebracht worden. "Wenn sich die Situation wieder beruhigt hat, werden sie vermutlich nach Vietnam zurückkehren oder woandershin ausreisen", sagte der Polizeisprecher. Die Zahl beinhalte jedoch nur die Menschen, die die Landgrenze nach Kambodscha überquerten, aber nicht die Reisenden per Flugzeug.
Die Vietnamesen protestierten mit ihren Krawallen gegen die Ansprüche Chinas im Südchinesischen Meer - seit Jahren streiten sich die Staaten um die Inseln dort. Erst Anfang Mai hatte Peking eine Ölplattform vor den Paracel-Inseln errichet, die beansprucht allerdings auch Vietnam für sich.
In Industriegebieten im Süden des Landes warfen die Demonstranten nach Behördenangaben Fensterscheiben ein und setzten Gebäude in Brand, Firmen berichteten von Plünderungen. Der Zorn der Demonstranten in den Provinzen Binh Duong und Dong Nai richtete sich vor allem gegen taiwanische Firmen, die sie aber in chinesischem Besitz glaubten.
Wie viele Menschen bei den Unruhen ums Leben kamen, ist bisher nicht klar. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf örtliche Mediziner in der Provinz Ha Tinh von zwanzig Toten, die Agenturen dpa und AFP dagegen von einem Toten und mehr als Hundert Verletzten. Die dpa beruft sich dabei auf Aussagen des Vize-Vorsitzenden des Volkskomitees der Provinz.
Die chinesische Botschaft in Hanoi forderte die vietnamesische Regierung auf, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um die chinesischen Staatsbürger zu schützen und Recht und Ordnung wiederherzustellen.