Al Smith Dinner:Treffen sich Clinton und Trump zu einem lustigen Abendessen ...

Lesezeit: 3 min

Beim "Al Smith Dinner" scherzen die Präsidentschaftsbewerber traditionell über sich selbst und die Konkurrenz. Dieses Mal gibt es kaum versteckte Abneigung, Trump wird sogar ausgebuht.

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Nach der erbitterten TV-Debatte vom Mittwoch trafen sich Hillary Clinton und Donald Trump am Donnerstag schon wieder: zum Abendessen im Waldorf Astoria von Manhattan. Man hatte ein Schwergewicht der New Yorker Gesellschaft als Puffer zwischen die beiden gesetzt - Kardinal Timothy Dolan, den Erzbischof von New York.

Dolan ist der Gastgeber des jährlichen "Al Smith Dinner", das seit 1945 an den früheren New Yorker Gouverneur und ersten katholischen Präsidentschaftskandidaten erinnert. Es ist ein Spenden-Abendessen für Kinder, das die High Society zusammenbringt. Dieses Mal kamen sechs Millionen Dollar zusammen.

"Auch wenn du neben einem Mann in einer Robe sitzt - wir sind hier nicht im Umkleideraum", ermahnte Al Smith IV. den Republikaner Trump scherzend. Der Abend bietet theoretisch gegen Ende des Wahlkampfs einen fröhlichen Anlass: In Wahljahren sind die Kandidaten Ehrengäste und nehmen in kurzen Reden sich und ihren Gegner aufs Korn.

Den Anfang machte Donald Trump, bislang wenig erfahren in Comedy-Angelegenheiten."Ich bin eine bescheidene Person ... manche Menschen sagen, meine Bescheidenheit wäre vielleicht meine beste Eigenschaft. Noch mehr als mein Naturell", begann der Republikaner, auf den Vorwurf der Demokraten anspielend, nicht das geeignete Naturell für das Weiße Haus zu besitzen.

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Seine Rivalin habe ihm im Falle ihres Wahlsiegs einen Botschaftsposten versprochen: "Irak oder Afghanistan, ich kann es mir aussuchen." Die Medien dagegen seien voreingenommen: "Michelle Obama hält eine Rede, und alle lieben sie dafür. Meine Ehefrau Melania hält genau die gleiche Rede, und alle stürzen sich auf sie", so Trump in Anspielung auf die Affäre um Melanias Rede-Plagiat am Parteitag.

Mit der gern gesehenen Selbstironie hielt sich der 70-Jährige zurück und konzentrierte sich auf seine Konkurrentin: "Das ist das erste Mal, dass Hillary zu Unternehmenschefs spricht und dafür kein Geld kassiert", so Trump. Clinton sei so korrupt, dass sie als Mitarbeiterin "sogar von der Watergate-Kommission gefeuert wurde", sagte er, ein altes wie falsches Gerücht aufwärmend.

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In diesem Moment brachte es der Millionär fertig, die ängstlich-wohlwollende Stimmung im Raum zu drehen und erste Buhrufe auf sich zu ziehen. Sie erreichten ihren Höhepunkt nach der Aussage über seine Konkurrentin: "Hier sitzt sie in der Öffentlichkeit und tut so, als würde sie Katholiken nicht hassen."

Die nach ihm auftretende Clinton erklärte, sie habe ihren "rigorosen Schläfchen-Plan" unterbrochen, um eine Rede zu halten. Das Publikum solle dankbar sein: "Normalerweise verlange ich dafür viel Geld."

Clinton dann, auf die dritte Debatte Bezug nehmend: "Es ist erstaunlich, dass ich nach Donald auftreten darf", sagte die Demokratin mit gespielter Überraschung." Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mit einer friedlichen Machtübergabe einverstanden ist." Und: "Wenn du meinst, dass ich etwas sage, was dir nicht passt, stehe einfach auf und schreie 'Faaaalsch, faaalsch.'"

Für Einwanderer würde die Freiheitsstatue die Fackel der Hoffnung bedeuten. Trump "sieht die Freiheitsstatue und gibt ihr eine 4", so Clinton, auf die Bewertungsskala attraktiver Frauen von 1 bis 10 anspielend. "Vielleicht eine 5, wenn sie die Fackel und die Tafel weglässt und ihre Frisur ändert." Das Land habe die Wahl zwischen der ersten Frau als Präsidentin oder dem ersten Präsidenten, der in einen Twitter-Krieg mit der Sängerin Cher verwickelt gewesen sei.

Trump sei viel gesünder als sie. "So gesund wie ein Pferd - ich meine das Pferd, auf dem Wladimir Putin durch die Gegend reitet." Auch in der Rede der 68-Jährigen war echte Antipathie zu spüren, wenn auch geschickter hinter einem Lächeln und einem guten Manuskript versteckt.

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Clintons Auftritt endete mit ihrem Hinweis auf den Antikatholizismus, dem Al Smith sich während seiner Präsidentschaftskandidatur 1928 ausgesetzt sah - ein deutlicher Verweis auf die Rhetorik Trumps gegenüber Muslimen und hispanischen Einwanderern. "Wie wir andere behandeln, ist der höchste Ausdruck des Glaubens", so die in Umfragen führende Kandidatin. Und dann, abschließend: "Das größte Denkmal auf dieser Erde wird nicht eines sein, das wir erbauen, sondern aus den Leben gemacht sein, die wir berühren."

Die Standing Ovations signalisierten, wem die Mehrheit im Saal die Stimme geben wird.

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