Aktuelles Lexikon:Columbiabad

Die Türen des Sommerbads Neukölln blieben nach Auseinandersetzungen mit Badegästen eine Woche lang geschlossen. (Foto: Julia Kilian/dpa)

Eigentlich ein Ort zum Abkühlen, an dem sich nun wieder einmal die Gemüter erhitzen.

Von Carim Soliman

Es geht mal wieder heiß her rund ums Sommerbad Neukölln, wie die Badestätte am nördlichen Rand des ehemaligen Flughafens Tempelhof offiziell heißt. Am Sonntag vor einer Woche war es nach Auseinandersetzungen zwischen Badegästen und Personal geräumt worden und blieb vorerst geschlossen. Nicht der erste Vorfall in dem häufig überfüllten und doch mit Personal chronisch unterbesetzten Bad - nominell ist es das einzige für 320 000 Neuköllner. Aber seine Historie ist nicht nur eine sozialer Spannungen. Wer vom berühmten Zehn-Meter-Turm springt oder in die 83 Meter lange Rutsche steigt, taucht ein in die Geschichte der Luftfahrt und der Nachkriegszeit. Das Bad verdankt seinen Spitznamen der Lage am Columbiadamm, der die Stadtteile Neukölln, Kreuzberg und Tempelhof verbindet und der nach dem Flugzeug Miss Columbia benannt ist. 1927 stellte der Pilot Clarence D. Chamberlin in dem Flieger einen Langstreckenrekord auf, von New York bis nach Berlin flog er - wenn auch in Etappen. Das Bad selbst wurde 1951 fertiggestellt, finanziert durch den Marshallplan, quasi als antikommunistisches Bollwerk: Erst Arbeitsplätze, dann Badespaß - besser konnte man den American Way of Life nicht verkaufen. Der Regierende Bürgermeister Ernst Reuter eröffnete das Bad damals höchstpersönlich.

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