Aktionstag der IG Metall:Einträchtig gegen Schwarz-Gelb

Mit Samy Deluxe, Bob Geldof und einer in Rot gehüllten Arena unterstützen die Gewerkschafter den Kanzlerkandidaten Steinmeier. Natürlich ohne eine Wahlempfehlung zu geben.

Eintracht herrscht auch an diesem Samstag in der Frankfurter Commerzbank-Arena. Allerdings wird diesmal kein Fußball gespielt.

Wenige Wochen vor der Bundestagswahl füllen rund 45.000 Mitglieder der IG Metall das Stadion, um für gerechte Löhne und gegen Marktradikalismus zu demonstrieren. Gewerkschafts-Chef Berthold Huber positioniert sich dabei deutlich und lobt die politischen Konzepte von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier.

"Wir sehen eine unglaublich große Diskrepanz zwischen den Themen, die die Menschen berühren, und denen, die im Wahlkampf der Parteien behandelt werden", sagt Huber vor den aus ganz Deutschland angereisten Metallern. Die wirklich wichtigen Debatten seien nicht die über Geburtstagsfeiern im Kanzleramt oder die korrekte Nutzung von Dienstwagen, sondern die über die Sicherheit von Arbeitsplätzen und über die Frage, wer nach dem 27. September die Zeche für die Finanzkrise bezahlt.

Das Innere der Arena ist ganz in Rot geschmückt. Die IG Metall hat insgesamt 2,5 Kilometer Banner und 1.800 Quadratmeter Transparente aufgehängt. Vor jeder der vier Stadion-Kurven ist eine Bühne aufgebaut.

Im Laufe des Nachmittags werden dort nicht nur politische Reden gehalten. Arbeitnehmer erzählen von ihren Erfahrungen mit Arbeitsplatzverlust und prekärer Beschäftigung. Betriebsräte berichten von Erfolgen im Arbeitskampf. Für Unterhaltung sorgen unter anderen der irische Rockstar Bob Geldof und der deutsche Rapper Samy Deluxe.

Marek Matthias und Heike Bittner sind an diesem Tag aus Bremen angereist. "Wir wollen nicht jedes Jahr aufs neue Angst um unsere Arbeitsplätze haben müssen", sagt Matthias, der in einem Autozulieferbetrieb arbeitet.

Auch Georg Nowak und Reiner Vetter aus Rüsselsheim wollen im Vorfeld der Bundestagswahl in der Frankfurter Arena ein Zeichen setzen. Wem sie ihre Stimme geben werden, machen sie aber nicht von der Veranstaltung abhängig. "Ich habe meine Partei", sagt Nowak.

Eine direkte Wahlempfehlung wird von Seiten der IG Metall in Frankfurt auch nicht gegeben. Huber positioniert sich in seiner Rede aber deutlich: "Ich begrüße ausdrücklich Pläne und Vorschläge des SPD-Kanzlerkandidaten, mit Investitionen in Umwelt, Verkehr und Bildung bis zu vier Millionen Arbeitsplätze zu schaffen."

Der Gewerkschafts-Chef betont zudem, dass er Schwarz-Gelb für die schlechteste aller Regierungskonstellationen für die nächsten vier Jahre halte. Es dürfe nicht passieren, dass die ideologischen Wegbereiter der Finanzkrise am Ende wieder als Gewinner triumphieren, so Huber. "Diese neoliberale Politik, dieser marktradikale Irrsinn muss auf dem Misthaufen der Geschichte entsorgt werden."

Einer weiteren Demontage des Sozialstaates würde die IG Metall nicht tatenlos zusehen. "Wer Wind sät, wird Sturm ernten", sagt Huber in Richtung aller Parteien und erntet dabei tosenden Beifall.

Für sichere Perspektiven und bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat die IG-Metall-Jugend bereits am Vormittag in der Frankfurter Innenstadt demonstriert. Umringt von den Türmen der Bankzentralen fordern mehrere Tausend junge Gewerkschafter im Rahmen ihrer "Operation Übernahme" auf dem Opernplatz die Abschaffung von Leiharbeit, Ketten-Praktika und anderen prekären Arbeitsverhältnissen.

"Reguläre Jobs müssen wieder das Leitbild unserer Gesellschaft werden", unterstützt sie IG-Metall-Vizechef Detlef Wetzel in seiner Rede. Es müsse Schluss damit sein, dass die Jungen in Betriebe nicht reinkämen, während die Älteren bleiben müssten, obwohl sie nicht mehr könnten.

"Ich hoffe, die Politiker sehen, wie viele die IG-Metaller sind. Wir möchten ernst genommen werden", sagt die Bremer Arbeiterin Heike Bittner. Dafür ist sie an diesem Samstag nach Frankfurt gekommen. Ihr Begleiter Marek Matthias bringt es auf den Punkt: "Wer sich nicht engagiert, braucht hinterher auch nicht zu meckern."

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